Sabine Kühlich & Laia Genç

“In Your Own Sweet Way“

Es ist mutig, Jazzmusik einzuspielen, die nahezu jeder Jazzbegeisterte kennt. Dazu gehören die legendären Standards wie „Blue Rondo Alla Turk“ oder „It’s A Raggy Waltz“ von Dave Brubeck, die auf dieser CD von den inzwischen etablierten Jazzerinnen Sabine Kühlich und Laia Genç neu eingespielt wurden. Kühlich und Genç verstehen diese CD explizit als Hommage an den 2012 verstorbenen Ausnahmemusiker und Komponisten. Der Titel der CD „In Your Own Sweet Way“ – ebenfalls ein bekannter Standard von Brubeck – scheint dabei doppeldeutig zu sein: Zum einen rücken Kühlich und Genç den unverwechselbaren Jazz von Dave Brubeck in den Fokus, liefern damit aber auch einen Hinweis, dass sie seine Musik auf ihre Weise interpretieren.
Die in der DDR aufgewachsene Saxofonistin und Sängerin Sabine Kühlich lernte Brubeck’s Musik im Alter von 15 Jahren kennen. Von da an war sie von seiner Musik magisch angezogen. Ihre Studien zogen sie nach Würzburg, Amsterdam und New York. Etliche Preise heimste sie bereits ein, wie 2008 den 1. Preis des Montreux Jazz Festivals. Einen anderen Zugang zu Dave Brubeck’s Musik fand die Pianistin Laia Genç. Während ihrer Studien bei John Taylor nahm die Musik des Ausnahmemusikers noch eine untergeordnete Rolle ein, wurde dann aber für sie interessanter, als sie sich den Volksmelodien ihrer Vorfahren aus der Türkei zuwandte. Die ungeraden Rhythmen und die häufigen Metrenwechsel fand sie auch in Brubecks Musik wieder und so war die Stunde der Faszination geboren.
Diese Begeisterung für die Musik Brubeck’s, für seine vertrackt-interessanten Rhythmen und die chromatischen Rückungen merkt man den beiden Musikerinnen an. Im umfangreichen CD-Booklet klären sie den Leser charmant über die Hintergründe zur Auswahl der einzelnen Songs auf. Sehr schön sind die Stücke, in denen Kühlich Saxofon spielt und in denen sich beide ein bisschen vom großen Meister lösen. So die Komposition von Genç „Mara“, in der Kühlich mit einem wunderbaren Ton auf ihrem Saxofon brilliert und damit an einen Kollegen Brubeck’s erinnert, nämlich an den legendären Saxofonisten Paul Desmond. Da erklingt tatsächlich ein eigener „Sweet Way“ der beiden Künstlerinnen.

CD, 2016, 15 Tracks, Label: Double Moon Records

Tatjana Tannengrün

27.06.2016