Lena Mentschel
“In My Little Garden“
Die in Bayern geborene Songwriterin lädt in ihren verwunschenen, wunderschönen Garten. Gäbe es ein musikalisches Äquivalent für den „grünen Daumen“, der die Blumen sprießen lässt – Lena Mentschel und ihre Mitstreiter (Michael Langer – piano, Philipp Kopmajer – drums, Valentin Czihak – kontrabass und Chris Neuschmid – git) hätten es. Schon der titelgebende Opener mit seinen zarten Lyrics vom stillen, kleinen Seelen-Garten, der so fruchtbar und verwildert ist, dass keiner einen Weg hindurch findet, hat so viel Charme und Musikalität, dass man nur zu gern diesen faszinierenden Klangkosmos betritt. Das Ganze ist gekonnt arrangiert und das Quartett um Mentschel agiert so sensibel und dynamisch, dass alles und jede/r seinen Platz findet und im wahrsten Sinne „wachsen“ kann. Mentschel’s Themen sind die der schon halb, aber noch nicht ganz Gesettelten, irgendwo zwischen Ende 20 und Anfang 30, zwischen Selbstverwirklichung und dem Wunsch nach wahrer Liebe. In „Back Down“ zählt sie die ersten Falten und Verwundungen, in „28“ singt sie von der Schwierigkeit, seinen Weg zu finden und man selbst zu bleiben (oder zu werden), „Tattoo #5“ erzählt die Geschichte eines verfahrenen Beziehungschaos (If I could I‘d undo the damage, redo it all, open the parachute before the fall and if I could I‘d erase and rewind, get you off my mind – but I‘m stuck on you, you‘re like a tattoo) und das tut sie so lebensklug und pointiert, dass wahrscheinlich jede/r beim Hören wissend nicken wird. Ihre warme, zärtliche, aber auch ungemein kraftvolle Stimme wird auf zwei Tracks von Backingvocals ihrer Bandkollegen wunderschön ergänzt. Auf „F. Sanity“ ziehen die fünf studierten MusikerInnen dann alle Register und verwandeln den zarten Rosengarten in ein eruptiv wachsendes Gewächs (mehr davon!). Ein berührender, seelenvoller, ungemein interessanter Jazzpop-Soundtrack – wer ihn verpasst, ist selber schuld.
MELODIVA CD Tipp Juni 2014
CD, 2014, 11 Tracks, Label: GLM
Mane Stelzer30.06.2014