Karrin Allyson

“In Blue“

Karrin Allyson ist eine (noch) absolut unterbewertete Sängerin, die mittlerweile ihr achtes (!) Album herausgebracht hat. Beim letzten, einer Verbeugung vor John Coltranes Balladen-Album, hörte man endlich auf. Das Album war ein absoluter Überraschungserfolg. ‚In Blue‘ ist nun die neueste Einspielung, wieder unter ein Motto gefaßt: den Blues. Und dem hat sich Karrin Allyson mit Haut und Haaren verschrieben. Die Palette ist sehr breit gefächert: Angefangen bei Bobby Timmons‘ ‚Moanin‘‘ mit überzeugendem Shout-Chorus über Joni Mitchells ‚Blue Motel Room‘ zum ‚Westcoast Blues‘ reicht das Angebot. Da darfs auch ruhig mal rauh und erdig zugehen, die Gitarre jammern, aber es wird auch zurückgehalten ‚jazzig‘ gebluest. Im Gegensatz zu vielen anderen Sängerinnen interpretiert sie die Stücke nicht nur, sondern improvisiert und scattet auch über die Harmonien. Die Besetzung ist mit Rhythmusgruppe (u.a. mit Mulgrew Miller am Klavier) mit Gastsaxophon (Steve Wilson) geradezu übersichtlich und nie an der Grenze des Überarrangierten. Die Stimme wie auch das Äußere der Sängerin scheinen etwas spröde und herb, aber dieser gut artikulierten Stimme, bei der jedes Wort zu verstehen ist, nimmt man ab, worüber sie singt: Eine ausgereifte Stimme, die etwas zu erzählen hat.

CD, 2002, 13 tracks, Label: Concord / edel

Angela Ballhorn

04.11.2002