Haley Bonar

“Impossible Dream“

Ein bisschen merkwürdig ist es schon, dass Haley Bonar ein ewiger Geheimtipp zu bleiben scheint; andererseits ist es gerade ihr „Underground-Touch“, der Musik und Künstlerin so interessant macht. Die Songwriterin/Gitarristin/Sängerin nimmt schon seit 2001 Platten auf, entweder solo oder mit ihrem Nebenprojekt, der Punkband Gramma’s Boyfriend. „Entdeckt“ wurde Bonar von Alan Sparhawk, der sie als Support für seine Band Low einlud, nachdem er sie in einem Pub spielen hörte. Haley brach ihr Studium ab und widmete sich fortan nur noch der Musik – vielleicht ist es die Erinnerung an diese wilde Zeit mit ihren emotionalen Entscheidungen, dass die Vergangenheit in Haley Bonar’s Songs eine zentrale Rolle spielt. Dabei zählt die in Kanada geborene Wahlamerikanerin gerade mal 33 Lenze, kein Alter, um dem „süßen Vogel Jugend“ hinterherzutrauern. Wie sie das tut, ist allerdings schlicht begeisternd: Ihr neues Album „Impossible Dream“ knüpft stilistisch an „Last War“ von 2014 an, ist aber energiegeladener, druckvoller, melodiöser geraten. Bonar peppt Folk mit ordentlich verzerrten Gitarren und orchestralen Arrangements auf, ihre Hooks (wie z.B. in „Kismet Kill“ oder „Hometown“) sind so wehmütig-süß wie jubilierend. Als hätten Fleetwood Mac das Studio mit den Breeders geteilt – unwiderstehlich also. Natürlich handeln viele Stücke von „früher“, von Eifersucht, verpassten Gelegenheiten oder davon, dass Mama doch manchmal Recht hatte… „I was impossible / when I was beautiful“, singt Haley und frau möchte ihr zurufen, „du bist total super, Haley, und zwar hier und heute!“

CD, 2016, 10 Tracks, Label: Memphis Industries

Christina Mohr

13.09.2016