Mobylettes

“Immer Schlimmer“

„Immer schlimmer“ kann auch bedeuten: „Früher war alles besser“ – von der Hamburger Band Mobylettes darf man allerdings nicht erwarten, dass sie sich mit ihrem Comeback-Album (Sängerin Diana Diamond und Kollegen gönnten sich eine Pause von nicht weniger als dreizehn Jahren) überstürzt neuesten Pop-Trends zuwenden. Wie auf ihren früheren Platten „Girl Talk“, „Catch As Catch Can“ und dem Gershwin-Coveralbum „Kicking the Clouds Away“ bleiben die Mobylettes, die sich nach einem legendären Moped benannten, auf „Immer Schlimmer“ ihrem Stilmix aus 60’s-Girlpop á la Ronettes, Garagenbeat, Motown-Soul und Chanson treu. Nur eben ein wenig gereifter und noch besser als in den 1990’er-Jahren. Diana Diamond, Huah!-Fans auch als Nixe bekannt, klingt nach wie vor einzigartig ladylike und elegant, zuweilen ein bisschen blasiert, dann aber völlig zu recht, wie zum Beispiel im Schlussmach-Song „Aus den Augen, aus dem Sinn“. Überhaupt geht es in „Immer Schlimmer“ hauptsächlich um die Liebe mit all ihren Freuden und Leiden: „Leg mich in Ketten“ ist keine S/M-Hymne, sondern die flehentliche Bitte einer flatterhaften Dame an ihren Liebhaber, sie bloss nicht weglaufen zu lassen. Im Titelsong stöhnt La Diamond über all den Unbill, den eine neue Liebe so mit sich bringt und in „Adieu“ geht eine zunächst so hoffnungsvolle Romanze zu Ende… Die Musik ist stets stilsicher und formvollendet, mal mit verzerrter Gitarre, mal mit schwelgender Orgel und schmachtendem Background-Chor. Schön, dass die Mobylettes zurück sind – von „immer schlimmer“ kann keine Rede sein!

CD, 2011, 13 Tracks, Label: Tapete

Christina Mohr

31.03.2011