Kira Linn’s Linntett

“Illusion“

Die Kölner Saxophonistin, Klarinettistin, Komponistin, Arrangeurin und Bandleaderin hatte schon zwei Modern Jazz-Alben veröffentlicht, als auch sie von der Pandemie eingeholt wurde. Ganz neue Gefühle überrollten sie – Wut, Ohnmacht, Einsamkeit, Unsicherheit. Kennt frau, oder? Kira Linn versank nun aber  nicht in Untätigkeit, sondern hörte sich in Musiken weit abseits des Jazz ein – heraus kam dieses Album, ein spannungsreicher und kraftvoller Stilmix aus Jazz, Pop, Indie, Electro, NeoSoul und R&B. Mystische Synthesizer-Schwelgereien („Hello“) werden abgelöst von flotten, fast tanzbaren Passagen („Numb_ers“), Kirchenorgelsound macht Platz für zackige Intermezzi, um sich in wunderbar freien Eruptionen Bahn zu brechen („Illusion“). Und erstmals singt sie auch – einfach, nachdenklich und eingängig („That Thing“) oder elektronisch verfremdet („Women to Sky“), was Musikredakteure schon den Vergleich mit Laurie Anderson ziehen ließ. Bei so viel Musikalität, Originalität und Spielfreude hat die Jazz-Polizei überhaupt nix zu melden.

CD, 2023, 11 Tracks, Label: Whirlwind Recordings

Fee Kuhn

06.08.2023