Silje Nergaard

Dieses Album lässt sich am besten mit dem Slogan „Reduce to the Max“ überschreiben. Die norwegische Sängerin Silje Nergaard setzt damit ihren Stil fort, den sie mit ihrem Album „A Thousand Stories“ eingeschlagen hat, das Anfang 2010 erschien. Persönlich-intime Musik, die gerne darauf verzichtet, „gepimpt“ zu werden, mittels dick machenden Oktavverdoppelungen, übermäßig groß angelegtem Klangkörper oder reizbaren dissonanten Läufen. Die Musik ist das, was Silje Nergaard in einem kleinen Interview auf ihrer Homepage verspricht: Eine persönliche Interpretation von Weihnachtsliedern und letztlich dem Fest an sich. So wird man vom Eingangstitel überrascht, einem Duett mit dem König des Swings, Roger Cicero. Der Song ist eine Eigenkomposition von Nergaard und zeigt, dass sie längst in einer eigenen Klasse spielt und singt. Denn der Titelsong klingt wie eine neu aufgenommene Version eines Standards aus den 40ern und swingt wundersam, sodass die kniffligen rhythmischen und harmonischen Stellen – auch Roger Cicero gibt es zu – schwerelos umschifft werden. Neben den insgesamt vier Eigenkompositionen interpretiert Silje Nergaard Standards wie „Is Christmas Only A Tree“ oder „Have Yourself A Merry Little Christmas“ und eine wunderschöne Version des Joni Mitchell-Klassikers „River“. Aber die besten Momente der CD stecken in den norwegischen Titeln „Det var ein gong“, einem Duett mit dem norwegischen Rock-Sänger Sigvart Dagsland und „Sonjas sang til julestjernen“. In den norwegischen Liedern klingt Silje Nergaards Stimme noch persönlicher, es ist noch mehr Seele zu hören als in den englischen Titeln. Man wird ergriffen, und dabei ist es völlig egal, über was gesungen wird: Weihnachten, Liebe oder eine missglückte Aktualisierung der firewall. Mit der hervorragend instrumental interpretierten Version von „Es ist ein Ros entsprungen“ zeigt sich einmal mehr die persönliche Note des Albums: eine auf die Substanz reduzierte Musik, die sich nicht verbirgt hinter lauten, Applaus heischenden Stilmitteln und die entsprechend Mut erfordert. Ein bis ins Detail beeindruckendes Album. Chapeau.