Black Sea Dahu

“I Am Mother“

Weniger ist ja bekanntlich oft mehr, das trifft auch auf das verspielt lässige Album der Züricherin Janine Cathrein zu. Mit ihrer Band Black Sea Dahu, der auch ihre Geschwister Vera und Simon angehören, hat sie aus losen Ideen, die in den letzten Jahren vor allem auf Tour entstanden sind, ihr zweites Album entwickelt. Da ist zunächst Cathreins markante, tiefe Stimme, die das gewisse Etwas hat und hin und wieder von Backingvocals genial verstärkt wird. Die Band untermalt mit klug und minimalistisch eingesetzten Begleitinstrumenten wie Cello, Geige, E-Gitarren, Bass, Keys und Schlagwerk. Ihre persönlichen Songs handeln von Empathie, Akzeptanz, Selbstermächtigung und allen Arten von Beziehungen mit all ihren Zwischentönen. „In meiner Welt gibt es kein 1+1=2! So einfach ist es eben nicht. Die Dinge gehen nicht auf, und ich versuche, das mit meiner Musik zu erzählen,“ schreibt die Songwriterin. Dunkle, bittersüße Stimmungen prägen das Album. „Glue“ handelt von Janines Großmutter, die an Demenz erkrankt ist; es spiegelt aber auch den maroden Zustand der Welt und unsere Mitschuld daran wieder. „Affection“ handelt von einer Beziehung, in der ihr Vertrauen schwer enttäuscht wurde. In „I Am Mother“ geht es um Identität: was macht mich aus und wer beeinflusst mich? „I am my lover | I weigh half when he is gone | Need him more than I let on | We’re all caught up inside | I weigh half when he is gone”. „I Am Mother“ ist Indie-Urbanfolk vom Feinsten.

CD, 2022, 7 Tracks, Label: s/r

Mane Stelzer

23.03.2022