Love Is All
“Hundred Things That Keep Me Up At Night“
Das Debütalbum „Nine Times That Same Song“ der schwedischen Band Love Is All erschien vor gut drei Jahren zunächst auf dem Indielabel What’s Your Rupture?, kurz darauf nahm Major EMI Love Is All unter Vertrag und überschüttete die fünf MusikerInnen mit allerlei Versprechungen – das Ende vom Lied: die beiderseitigen hohen Erwartungen erfüllten sich nicht, und mittlerweile sind Love Is All wieder bei ihrer kleinen Plattenfirma gelandet. Zum Glück konnten diese Widrigkeiten der guten Laune und Spielfreude der Band um Sängerin und Keyboardplayerin Josephine Olausson nichts anhaben: die elf Songs auf „A Hundred Things That Keep Me Up At Night“ powern in bester Postpunk-/New Wave-Manier, Josephine kiekst wie einst Poly Styrene von X-Ray Spex und überhaupt fühlt man sich an viele (Frauen-)Bands der ganz frühen Achtziger erinnert: The Go-Go’s, The Mo’Dettes und Altered Images sind ganz klar Love Is Alls ältere Schwestern und Brüder im Geiste. Das Saxofon trötet, Keyboards quietschen, die Gitarren klingen knackig-zackig und der Drummer treibt das Ganze forsch nach vorn. Die Texte drehen sich meist um schwierige Beziehungen (nicht nur mit Plattenfirmen), vor allem in „Last Choice“ wird Josephine richtig bitter. Songs wie „Sea Sick“, „Rumours“ oder „New Beginnings“ bleiben sofort im Ohr, nette Details wie Phil Spector-artige Arrangements sorgen für Abwechslung im knallbunten Wavepop-Potpourri. Sind Love Is All anachronistisch? Ja, volle Kanne – und gerade deswegen so charmant.
CD, 2009, 11 Tracks, Label: Wyr?
Christina Mohr22.08.2009