Julia Hülsmann Trio
“Hülsmann / Muellbauer / Winch“
Die Melonen auf dem CD-Cover sehen bunt, wohlschmeckend und reif aus. Genauso verhält es sich mit der Musik des Julia Hülsmann Trios. Die zwölf Stücke sind abwechslungsreich, sind leicht eingängig, ohne in geringster Weise oberflächlich zu sein und zeugen von musikalischer Reife. Das Trio um die Berliner Pianistin Hülsmann ist gut eingespielt, Rainer Winch und Marc Muellbauer sind schon seit einiger Zeit als Schlagzeuger und Bassist dabei. Eigene Kompositionen der Pianistin mischen sich gut mit alten und neuen Klassikern. So fügt sich der Schlager „Besame Mucho“ genauso gut neben den eigenen Stücken ein wie zum Beispiel die quirlige Fassung von Bronislaw Kapers „Invitation“ oder die mathematisch zerlegte und wieder zusammen gefügte Fassung Ellingtons „Caravan“. In ihren eigenen Kompositionen fließen Elemente der klassischen Klangfarben wie Bach, Schubert oder der Impressionisten ein, die sich dann mit den Großen des Jazzpianos, allen voran Herbie Hancock, vermischen. Wohlüberlegte, ausgetüftelte Voicings sind Julia Hülsmann dabei eben so wichtig wie flüssige Sololinien mit viel lyrischen oder melancholischen Elementen. Marc Muellbauer unterstützt sie dabei mit einem satten Kontrabassound und zeigt sich auch als einfallsreicher Solist, der vermutlich viel Dave Holland und Marc Johnson gehört hat. Rainer Winch treibt voran, untermalt, trommelt mal deutlich im Vordergrund und kann leise und fast unauffällig mit Besen hantieren. Und noch nie klangen Kantinenbestecke und gedecke so gut wie mit ihm, der sie seinem Schlagzeug einverleibt hat. Angenehm an der CD sind auch die kurzen erläuternden Worte zu den Eigenkompositionen. Zu aller Melancholie, sophisticated chords und impressionistischer Klangmalerei kommt das Verspielte nicht zu kurz. Weder musikalisch auf der CD noch auf dem Cover, denn da gibt es ein schönes Foto der Tastatur mit Julia Hülsmanns Händen samt einem Teddybären, der Fingersätze und Voicings begutachtet. Die schlicht mit dem Trionamen betitelte CD ist ein gelungenes Debüt, das auf weitere Einspielungen und Projekte gespannt macht.
CD, 1999, 12 tracks, Label: BIT / JazzHausMusik
Angela Ballhorn04.09.2001