Souad Massi
“Honeysuckle (Mesk Elil)“
Mit Souad Massis neuer CD geht es mir wie damals mit Jhumpa Lahiris Geschichtensammlung „Interpreter of Maladies. Ich entwickle missionarische Gefühle. Im Freundeskreis habe ich damals das Buch und nun die CD so ziemlich jedem wärmstens ans Herz gelegt, den Kauf überwacht oder das ganze als Weihnachtsgeschenk getarnt. Und wie damals musste ich feststellen, dass mein Geheimtipp gar nicht so wenigen bekannt ist. Immerhin hat auch „Die Zeit“ letzte Woche „honeysuckle“ lobend besprochen. Ich muss mich also damit abfinden, dass Souad Massi die CD nicht allein für mich aufgenommen hat. Sie hat sie wohl auch für all die anderen aufgenommen, die süchtig sind nach schönen Stimmen, die ihnen wahre, anrührende und ergreifende Geschichten zu wunderschöner, fast golden flüssiger, sehnsuchtsschwangerer Musik erzählen. Manchem erscheint das ein bisschen klebrig und zu süßlich, genau wie der Duft von Geißblatt („mesk elil“), aber so kalt kann kein Herz sein, dass Souad Massis Stimme nicht doch vordringen und etwas rühren könnte. Souad Massi weiß um die Wirkung ihrer Musik. Nicht umsonst hat sie wohl ihre erste CD „Raou“ (Geschichtenerzähler) und ihr zweites Werk „deb“ (gebrochenes Herz) genannt. „Honeysuckle (mesk elil)“ berichtet von Souad Massis Liebe zu ihrer Heimat Algerien, dem Heimweh, das sie empfindet, seit dem sie 1999 mit 27 Jahren nach Paris ins Exil ging. Sie beschwört das Land ihrer Kindheit in „.dar dgedi“, ihre Verbundenheit mit Algerien in „.manensa asli“ und ihren Willen zur Rückkehr in „.kilyoum“. Dass das Leben in Algerien nicht immer einfach ist, davon berichtet sie in „.hagda wala akter“. Und das in ihrem Heimatland genau wie in Paris viele Musikeinflüsse verschmelzen, das beweist ihre Musik, die Chabi, Flamenco, Berbergesang, französische Chansons, indische Filmmusik, Fado und vieles mehr zu einem ganz neuen, fantastischen Klang verwebt. Fantastisch!
CD, 2005, 11 Tracks, Label: Universal
Nadine Hartung05.01.2006