Kelly de Martino

“Honest“

Wer das neue Album der Kalifornierin Kelly De Martino hört, wird sich vielleicht wünschen, dass die Songwriterin mit der bittersüßen Stimme einfach mal ihre Gitarre mit auf die Reise nimmt, um ein paar Konzerte in Deutschland zu spielen. Kelly lebt und musiziert zwar in ihrer Wahlheimat New York, wirklich weit entfernt sind Köln, Frankfurt, München und Berlin dann aber auch nicht. Denn: „Honest“ ist nach ihrem Debütalbum „Radar“ (2005) wieder beim französischen Label Village Vert erschienen und zum Teil auch im Pariser RDPC-Studio eingespielt worden. Kelly ist sehr frankophil und weilt oft in der französischen Hauptstadt, wo sie gerne ihre minimalistischen und oft melancholisch klingenden Folksongs komponiert. Sie könnte also auch Musiker wie Evan Slamka, Singer/Songwriter der L.A.-Band „Marjorie Fair“, und Dominique Depret mitnehmen, die das Album produziert haben. Slamka hat mit dem Titeltrack „Honest“ und „Delilah“ zwei Songs geschrieben, die Kelly De Martino recht deutlich nach Hope Sandoval und Mazzy Star klingen lassen. Was wirklich sehr sehr schön ist. Piano und Gitarre begleiten zumeist Kellys fragile Stimme, Akkordeon und Melodica stimmen hier und da mit ein und passen live bestimmt ganz wunderbar. Regelmäßig spielt Kelly im Bordello (Los Angeles) und in New York, aber eben auch in Paris. Folk-Liebhaber im deutsch-
sprachigen Raum, die ein Faible für melodischen Sixties-Pop haben, könnten sich im Fall einer Konzertreise über Highlights wie „All this breaking down“ und „King of December“ freuen, die Kelly De Martino selbst geschrieben hat. Und über ihre Version von George Harrisons „Long Long Long“. Europäische Tourdaten außerhalb Frankreichs sind zurzeit nicht angekündigt. Kann ja noch werden.

CD, 2008, 10 Tracks, Label: Village Vert

Christina Mohr

04.08.2008