Susi Hyldgaard

“Homesweethome“

Eine etwas andere des Storytelling betreibt die Dänin Susi Hyldgaard mit diesem Album. Ihre Geschichten handeln von Angst und Trauer, von Selbstmord und Verlust. Das klingt nach einem großen Roman, Susi Hyldgaard will sie aber alle dort erzählen, wo sie tagtäglich stattfinden: zu Hause, im Home Sweet Home. Dabei setzt sie sowohl vokal aber auch instrumental krasse Sounds ein, Samples oder unterdrücktes Geschrei. Damit soll aber nicht der Eindruck erweckt werden, hier wäre ein wildes kackophonisches Sammelsurium an unerträglichen Geräuschen versammelt. Ganz im Gegenteil, Susi Hyldgaard hat eine absolut klare Stimme, nicht herausragend oder besonders einzigartig. Auch ihr Tastenspiel (p, Rhodes, synth, acc) ist ebenso gekonnt wie geradeaus, aber auch hier liegt nicht der eigentliche Reiz dieser CD. Es sind die Kompositionen, die Art, wie sie diese alltäglichen Dramen musikalisch umsetzt. Dabei sind ihre drei MitmusikerInnen wichtig, wobei hier besonders die Drummerin und Percussionistin Lisbeth Diers hervorgehoben werden soll, die mit ihrem kreativen und unkonventionellem Spiel den sehr eigenwilligen Songs ein ganz besonderes Gepräge gibt. Aber auch der Trompeter Gunnar Halle, der immer wieder Gefühlslagen mit seinen Loops markiert, stellt ebenso wie der Bassist Johannes Lundberg einen unverzichtbaren Markstein im Geflecht der musikalischen Gefühlsverwirrungen dar. Eine spannende, verstörende, ungewöhnliche CD – wer unbedingt Vergleiche will, wird ihn irgendwo zwischen Björk, Joni Mitchell, Nils Petter Molvaer und PJ Harvey finden – vielleicht.

CD, 2002”, 15 tracks, Label: Enja Records

Marion Möhle

28.11.2002