Amanda Rheaume

“Holding Patterns“

Anderen eine Stimme zu geben, dass Geschichten nicht verloren gehen – das ist wohl eine der Hauptantriebsfedern der indigenen Singer-/Songwriterin Amanda Rheaume aus Ottawa/Kanada. Auf ihrem für den JUNO (der kanadische Grammy) nominierten letzten Album „Keep A Fire“ setzte sie ihren von Rassismus und Ausgrenzung betroffenen Ahnen ein Denkmal. Mit einer Single-Auskopplung ihres neuen Albums gibt sie nun Tausend indigenen Frauen und Mädchen eine Stimme, die in den vergangenen Jahrzehnten in Kanada verschwunden sind oder ermordet wurden und deren Fälle nie aufgeklärt wurden (mit dem Song „Red Dress“ sammelt sie Geld für das „Native Women’s Association of Canada’s Safety and Violence Prevention Program“). Dieser Song und viele persönliche Geschichten auf dem Album bekommen durch den rootsy Folk-Country-Pop ihrer Band „The Great Unknown“ ein stimmiges und gefühlvolles Kleid. Tolle mehrstimmige Gesänge, typische Americana-Klangfarben wie Banjo, Pedal Steel, Mandoline oder Trompete machen diese Scheibe zu einem unaufgeregt-schönen Soundtrack. Mit ihrer leicht rauhen Stimme – die schon mit Joan Baez und Joni Mitchell verglichen wurde – erzählt sie von schwierigen Beziehungen, aus denen es auszubrechen gilt („Dead Horse“), vom Abwerfen unnötigen Ballasts, um an den eigenen Träumen arbeiten zu können („Wolf Of Time“) und davon, Ängste überwinden und sich immer wieder aufs Neue auf jemanden einlassen zu können.

MELODIVA CD Tipps November 2016

CD, 2016, 12 Tracks, Label: IMG/Big Lake Music

Mane Stelzer

16.12.2016