Candelilla
“Heart Mutter“
Die all-female-Band Candelilla kommt aus München, ursprünglich gegründet vor dreizehn Jahren von Sängerin und Bassistin Mira Mann. Im Jahre 2007 wurden Candelilla wiedergeboren, wie sie auf ihrer Website schreiben und agieren seitdem als Forschende „auf den Gebieten lyrics, harmonies, structures, sadness, anger and conciliation.“ Akribische Forschung ist nicht auf schnelle Ergebnisse aus, also ist es nur folgerichtig, dass kürzlich erst das zweite Album von Mira Mann, Rita Argauer (Gesang/Keyboard), Lina Seybold (Gitarre/Gesang) und Sandra Hilpold (Schlagzeug) erschien. „Heart Mutter“ wurde – man kann es einfach nicht beiläufig erwähnen – von Steve Albini produziert, der sich übrigens nicht als Produzent sondern als „record engineer“ sieht. Candelilla schickten dem Hardcore-Ingenieur vor einiger Zeit ein tape, Albini war begeistert und lud die Band in sein für Klaustrophobikerinnen ungeeignetes Studio ohne Fenster in Chicago ein. Dort entstanden zwölf wuchtig-heftige Songs mit dichtem Sound, die den Geist der späten 1980er ein- und ausatmen. Noisiger Rock á la Sonic Youth, Nirvana, Helmet und Korn stand Pate für dieses Album, das erstaunlicherweise gar nicht schwer und gestrig wirkt, sondern aufrührerisch, as if grunge never happened. Vielleicht, weil Mira Mann eine sehr coole Sängerin ist, vielleicht, weil Candelilla ihre mal englisch, mal deutsch getexteten Songs nicht mit bedeutungsschwangeren Titeln überfrachten, sondern ganz forscherinnenmäßig einfach nummerieren. Vielleicht auch, weil es einfach wieder an der Zeit für nicht-machohaften Rock ist. „… wir suchen natürlich ohne Ziel und ganz ohne Bandage / alles hinausgekehrt, hinübergeworfen & abgeschüttelt / hier regiert der Spaß und Spaß im besten Sinne / wir sind mit Freude dabei all unsere Wunden zu lecken“, heißt es in einem Nummernstück und vielleicht ist das das Candelilla-Geheimnis.
CD, 2013, 12 Tracks, Label: ZickZack
Christina Mohr21.03.2013