Sarah Kaiser

“Grüner“

„Grüner“ ist das vierte Soloalbum, das die studierte Jazzsängerin Sarah Kaiser vorlegt. Kaiser stammt aus einer Musikerfamilie (einer ihrer Großonkel ist der Liedsänger Dietrich Fischer-Dieskau) und dass sie mit Musik aufgewachsen ist, das hört man ihr auch an. Ihre Altstimme mit dem warmen und unprätentiösen Timbre kommt natürlich, leicht und ungekünstelt daher. Sie singt eigene deutsche Texte, die sie extrem gut darstellt. So im Song „Du tust weh“, in dem ihre Interpretation den Beziehungsschmerz schon fast beängstigend körperlich zum Ausdruck bringt. Allerdings hat die Wahl, deutsche Texte zu singen – Sarah Kaiser begründet diese Entscheidung, authentisch sein zu wollen – einige Nachteile, besonders, wenn man den Text so hervorragend wie auf diesem Album versteht. Für den Song „Guerilla Gärtner“ braucht man unbedingt eine Interpretationshilfe, denn wie sollte man sonst verstehen, dass sich hinter diesem Titel Personen verbergen, die nachts in einer Großstadt heimlich gärtnern. Dann gibt es einige Texte („Ich will“, „Lebenszeichen“), in denen der christliche Glaube von Kaiser zum Ausdruck kommt, zu dem sie sich bekennt. Allerdings würde mehr Deutlichkeit – oder Mut? – die Texte weniger kryptisch erscheinen lassen. Die Musiker (bemerkenswert der Einsatz des Fender Rohdes Piano mit seinem weichen, glockenähnlichen Klang) transportieren die Texte mit einer gekonnten Reduktion und sorgen so für ein gehöriges Maß an Transparenz. Es entsteht ein wunderbar ausbalanciertes jazziges Klanggewebe, gewürzt mit einer Prise Soul, das Kennern guter Musik schmeichelt. Großes Kompliment.

CD, 2010, 12 Tracks , Label: Jazz'n Arts

Sandra Müller-Berg

04.11.2010