Jessica de Boer
“Grow“
Die niederländische Sängerin Jessica de Boer feiert mit „Grow“ ihren erstaunlich reifen Einstand in der Jazzwelt. Kaum zu glauben, dass es sich um ein Debüt handelt! Im Studium am Utrechter Konservatorium hatte sie sich in die reichen Harmonien und die Freiheit des Jazz verliebt. Es dauerte nicht lang, da schrieb sie ihre ersten Kompositionen. Die 11 toll arrangierten und gekonnt inszenierten Tracks, die sie jetzt mit ihrer Band eingespielt und veröffentlicht hat, stammen von ihr und dem Gitarristen Eric Brugmans. Wie der Albumtitel es andeutet, geht es um das „Entstehen, das Wachsen, das Vertrauen und die Sehnsucht“. Es beginnt mit einem Prolog: einer frühen Sprachaufnahme von ihr selbst, auf der sie als Kind mit der Stimme experimentiert. Im folgenden „Limitless“ führt sie die kindliche Unbeschwertheit weiter, besingt das Singen ohne Angst, das keine Grenzen kennt. Weiter geht es mit Liedern über den weisen und wissenden „Oak Tree“, den goldenen Herbst, in dem sich alle Mühe auszahlt. Das wundervolle „Young Leaf“ steht für die Sehnsucht, sich im Leben auch mal treiben zu lassen, nicht immer zu kämpfen. In „Courage“, das mit einem Schlagzeugsolo startet, geht es darum, sich Zeit zu nehmen. Das Album endet mit einem Highlight, dem fulminanten Latin-Jazz Stück „Seasons“. Es zeigt, wie ideenreich de Boer ihren facettenreichen – oft auch lautmalerischen – Gesang und die Backing-Vocals einsetzt. Wie sie mit der genialen Band als dynamische Einheit verschmilzt, könnte ich mir ewig anhören.
CD, 2022, 11 Tracks, Label: Challenge
Mane Stelzer21.02.2022