Randi Tytingvag
“Grounding“
Wäre Randi Tytingvag eine Firma, könnte man über sie schreiben, dass sie mit dem Album „Grounding“ „ihr Portfolio erweitert“ habe. Nun ist Randi aber kein Unternehmen, sondern eine äußerst liebenswerte, begabte und talentierte norwegische Künstlerin, deren Entdeckung sich unbedingt lohnt. Auf den Alben „Let Go“ und „Red“ lebte sie ihre große Liebe zu Jazz und Chansons aus, mit „Grounding“ präsentiert sie sich als popaffine Singer-/Songwriterin, die auch die eine oder andere Platte von The Cure gehört haben dürfte – auf diese Idee könnte man jedenfalls aufgrund so mancher Gitarrenfigur kommen. Nach wie vor sind laute Töne nicht ihre Sache, Tytingvag schwelgt in sanften, eingängigen Melodien und singt mit ausdrucksstarker Stimme von Liebe, Verlust, Leidenschaft und Hoffnung. Randis Texte sind authentisch und persönlich, offen thematisiert Tytingvag eigene Macken und Widersprüche: „Impatience – a crucial defect / I cannot defeat with my intellect (…) I´m torn – I´ve battled this demon since I was born“ singt sie, und man kann Tytingvags schelmisches Augenzwinkern heraushören. Andere Songs sind nachdenklicher, melancholischer: das getragene „Relay“ ist eine Hommage an eine verstorbene Freundin („She´s not only past / she´ll be part of what´s to come“), das üppig instrumentierte „All That Is Not Free“ basiert auf einem Zitat des Kirtan-Dichters Bhagavan Das. Randi Tytingvags Musik ist so unprätentiös wie leidenschaftlich – echte Empfehlung!
CD, 2012, 11 Tracks, Label: Ozella
Christina Mohr28.05.2012