Ulrike Haage

“Goldrausch“

Wie klingt Musik, die einen Dokumentarfilm über die Geschichte der Treuhand untermalen soll? Und lohnt es sich, die 32 miniaturartigen Stücke des Soundtracks ohne Bilder anzuhören? Das frage ich mich und bin sofort gespannt auf Ulrike Haages neusten Streich. Der Film „Goldrausch – Die Geschichte der Treuhand“ (Kinostart: 30.08.2012) beleuchtet die Rolle der im Frühsommer 1990, also kurz nach der Wiedervereinigung gegründeten Treuhandanstalt, die die volkseigenen Betriebe der DDR privatisieren sollte. Dabei machte sie Schulden in Milliardenhöhe, ließ sich von geldgierigen Tätern betrügen und kam oft zu spät – nach dem großen Ausverkauf. Der Film stellt die Frage, was aus den Menschen und den Werten dieses Landes wurde, und was die Abwickler von Millionen von Arbeitsplätzen, die im Zuge der Privatisierung verloren gingen, empfanden. Die Komponistin Ulrike Haage, die bereits viele musikalische Arbeiten für Radio, Theater und Film geschrieben hat, hat sich einfühlsam in den Film und seine Menschen hineingearbeitet und sich mit der jeweiligen Stimmung des Erzählten verbunden. Mit ihren höchstens dreiminütigen Tracks unterstreicht sie eindringlich das Drama dieses Ausverkaufs. Dennoch kann man die von ihr an Klavier und Keyboard und ihren MitstreiterInnen an Viola (Eve Wickert) und Percussion (Eric Schaefer) eingespielte Musik auch ohne Bilder genießen, ja, das ist sogar uneingeschränkt zu empfehlen! Lasst Euer eigenes Kopfkino entstehen, das Haages Musik in einem völlig anderen Licht erscheinen lässt. Die Antwort auf die eingangs gestellte Frage lautet also: ja. Vergesst den Film – Musik ab!

MELODIVA CD Tipp September 2012

CD, 2012, 32 Tracks, Label: Monika blue pearls music

Mane Stelzer

14.10.2012