Kate Nash

“Girl Talk“

Kate Nash hat sich voll und ganz dem Girlism (oder Grrrlism) verschrieben: schon mit dem nur im Netz veröffentlichten Song „Underestimate The Girl“ und der unlängst erschienenen EP „Death Proof“ vollzog Nash einen Imagewechsel, der nicht all ihren Fans gefiel. Dabei gab sich die 25-jährige Londonerin mit dem prägnanten Cockney-Akzent ja auch bei ihren älteren Hits wie „Foundations“ nur vordergründig süß, Kates rebellische Ader hätte also durchaus schon auffallen können – aber egal, jetzt ist ihr drittes Album „Girl Talk“ draußen und das geht von Anfang an ganz schön zur Sache. Mit ihrer All-Female-Band (eine „sehr befreiende Erfahrung“, so Kate) rockt Nash im Geiste der frühen Blondie, Hole, Joan Jett oder den Yeah Yeah Yeahs los, punkig, wild und leidenschaftlich. Man merkt den Stücken an, dass sie schnell geschrieben und aufgenommen wurden: unmittelbar und draufgängerisch wirken „Part Heart“ und „Are You Sweetheart?“; „Fri-end?“ und „Death Proof“ kennt man schon von der EP, was ihrem Drive allerdings keinen Abbruch tut. Kate geht es aber nicht nur um musikalische Veränderung: „Vor ein paar Jahren hatte ich noch Angst, zu mädchenhaft und feminin zu wirken. Heute bin ich selbstbewusst genug, um alle Facetten meiner Persönlichkeit wertzuschätzen.“ Diese Haltung äußert sich auch in dezidiert feministischen und teilweise ganz schön spöttischen Texten, besonders deutlich bei „You´re So Cool, I´m So Freaky“ oder „Lullaby For An Insomniac“. „Girl Talk“ ist Kate Nashs Neuerfindung, Frauwerdung und popfeministisches Manifest in einem – dass ihr bei stolzen fünfzehn Songs gegen Ende ein klein wenig die Puste ausgeht, sei ihr nachgesehen, schon allein wegen der umwerfend coolen Single „3 AM“.

CD, 2013, 15 Tracks, Label: Fontana

Christina Mohr

16.03.2013