Hania Rani

“Ghosts“

Das Hania Rani in der Lage ist, weite Klanglandschaften zu kreieren, wissen wir von ihren früheren Alben. Und so beginnt sie auch das neue Album, mit dem Track „Oltre Terra“, also überirdisch. Neben dem Piano spielt dabei der Synthesizer eine prominente Rolle. Gleich im zweiten Song beweist die polnische Komponistin und Pianistin nun aber, dass sie auch Ohrwürmer beherrscht. Rani tritt zum ersten Mal auch als exzellente Sängerin und Songwriterin hervor. Dabei bleibt sie bei der dichten Athmosphäre ihrer Klangwelt und fügt durch ihre Texte eine weitere Assoziationsebene hinzu. „Don’t break my heart with truth“ ist ein solcher Satz, der einem im Gedächtnis weiter nachklingt. Hania Rani hat sich vorgenommen mit ihrem dritten Album einen neuen Sound zu entwickeln. Einerseits ist das sehr gut gelungen – ihre Stimme lässt uns auf eine neue Weise näher heranrücken, die Stücke klingen persönlicher und lassen nachdenken. Auf der anderen Seite bleibt sie bei einem dichten, ganz eigenen Sound, in dem sich die Instrumentalstücke und Songs so miteinander verbinden, dass der Eindruck eines zusammenhängenden Ganzen entsteht. Mir bleibt der Eindruck einer nachdenklichen, farbenreichen Innenwelt, die uns ein kleines bisschen teilhaben lässt an den Geistern, die sie erlebt. Wer nichts gegen historische Gegenüberstellungen hat: mich erinnert das Album atmosphärisch an Schuberts Winterreise – auch wenn es sich in einer völlig anderen musikalischen Sprache bewegt. Geister, so scheint es, sind die Ohrwürmer unserer Geschichte.

CD, 2023, 13 Tracks, Label: Gondwana

Maria Bätzing

22.01.2024