Cécile McLorin Salvant
“Ghost Song“
Die 32jährige Jazzsängerin, Komponistin und dreifache Grammygewinnerin Cécile McLorin Salvant veröffentlicht mit „Ghost Song“ ihr sechstes Album. Ihr Repertoire umfasst eine enorme Bandbreite, sie ist klassisch ausgebildet und fühlt sich in Jazz, Blues und Folk bis Musiktheater und Varieté zuhause. Songs von anderen interpretiert sie nur, wenn sie sich von ihnen tief berührt fühlt. Das sind auf ihrem neuen Album Coversongs von Kurt Weill bis Sting, aber auch irische Traditionals. Daneben präsentiert sie sieben eigene Songs. Alle haben als gemeinsame Klammer die Auseinandersetzung mit „Geistern“, Abschied und Tod. Zu Beginn singt sie ein sog. Sean-nós-Stück – einen traditionellen irischen A Cappella-Song allein in einer Kirche. Dabei könnte ich ihr stundenlang zuhören, aber der Song leitet gekonnt über zu Kate Bushs „Wuthering Heights“, das ja bekanntlich von einem Geist handelt, die ihren Geliebten zu sich holen will. Trost und Hoffnung kommen bei „Optimistic Voices“ aus dem Musical „Wizard of Oz“ auf, das wiederum in das Gregory Porter Stück „No Love Dying“ übergeht. Auch der Titelsong überwindet das Leid, wenn Salvant mit dem Geist der verlorenen Liebe tanzt. Am Ende steht mit „Unquiet Grave“ wieder ein Traditional. Salvants Stimme kann so gut wie alles, ist aber vermutlich deshalb so wundervoll, weil sie damit ihre innersten Geheimnisse offenbart.
CD, 2022, 12 Tracks, Label: Nonesuch Records
Mane Stelzer27.03.2022