Sarabeth Tucek
“Get well soon“
„The world turned upside down, everything shook to the ground“ – diese Erfahrungen machte die amerikanische Singer/Songwriterin beim Tode ihres Vaters, und daran lässt sie uns mit ihrem zweiten Album, das Gespräche mit und über ihren toten („A View“), Vater zum Thema hat, teilhaben. Dass ein solch seelenerschütterndes Ereignis von ihr nicht glatt und gefällig besungen werden kann, versteht sich von selbst: Spröde, sperrig, eigenartig instrumentiert, bisweilen dissonant kommen die 12 Tracks daher. Die Tochter eines Psychiaters und einer Psychologin betreibt Seelenforschung – Schicht für Schicht wird ans Licht geholt, und das ist nun mal nicht immer nett… Da wird ihre Stimme einmal nur von Akustikgitarre und einem einzigen Orgelton begleitet, eine melodiöse Ballade („Smile for no one“) erhält ein Solo von einer Singenden Säge, um die eventuell aufkommende Sentimentalität zu ironisieren, und das zunächst recht mainstreamig daherkommende „Fireman“ bekommt einen tief murmelnd-brummelnden Gesangseinschub. Ihr Vorbild Neil Young kommt zu Ehren bei heftig schrammelnden, geradezu eruptiven Gitarrenbrettern („Wooden“, „State I am in“).
Das ist wahrlich keine leicht zu konsumierende Kost, doch die nachdenklicheren Zeitgenossinnen werden auf ihre Kosten kommen: Sarabeths besondere, als sehr privat zu bezeichnende Art zu singen geht unter die Haut, rüttelt auf und besänftigt doch wieder durch ihre Wärme. „Get well soon, I was once like you“, tröstet sie im Titelstück, dem letzten auf der CD, eine todtraurige Freundin und alle ähnlich fühlenden Hörerinnen.
CD 2011, 12 Tracks, 44.07 min, Label: Sonic Cathedral, Rough Trade
Fee Kuhn12.10.2011