Sisters
“Gender Riots“
Gleich vorneweg: „Gender Riots“ ist ein höchst zwiespältiges Album. Das „Projekt“ Sisters ist für sein Engagement allemal zu loben: die sieben afrodeutschen Sängerinnen/Musikerinnen Onejiru, Mamadee, Meli, Nicole Hadfield, Tamika, Noah Sow und Namusoke gründeten vor einigen Jahren den Verein „Sisters Keepers“, angelehnt an den schon länger bestehenden Verein „Brothers Keepers“, hinter dem männliche Kollegen wie Xavier Naidoo und Afrob stecken. Die Vereine organisieren Konzerte, wenden sich gegen Rassismus und Fremdenhass, die Sisters haben sich außerdem feministische Themen auf die Fahnen geschrieben. Schwester Noah Sow veröffentlichte unlängst das Buch „Deutschland Schwarz Weiß“, in dem sie die alltägliche Diskriminierung von Schwarzen aufdeckt – so weit, so wichtig. Das Sisters-Album (produziert von Matthias Arfmann, der schon für Alben von Jan Delay und Patrice verantwortlich zeichnete) ist weit weniger kämpferisch als der Titel „Gender Riots“ suggeriert: die zwölf Songs pendeln zwischen gefälligem R’n’B und uninspirierten HipHop-Beats, die Raps sollen „street“ und „urban“ klingen, wirken aber durch die
piepsigen Vocals unfreiwillig komisch. Zeilen wie „….manchmal ist das Leben nicht sehr schön und Leute gehen weg…“ sind überdies so brisant wie die Tagebuchnotizen einer Zwölfjährigen. „Hope“, ein Track mit gänzlich unironisch serviertem Kirmesrhythmus und „Unite“, Sisters‘ Beitrag für Stefan Raabs Bundesvision-Contest im Februar 2008, könnten genau so auch von den No Angels stammen. Und mit der schlappen Coverversion des Rolling Stones-Klassikers „Play With Fire“ können Sisters nur verlieren, der flache Gesang und dümpelnde Beats nehmen dem Song jegliche Dramatik. Am Überzeugendsten wirken die Schwestern bei sanften Reggaetracks wie „Sista, Sista“ – eine feministische Revolution wird mit „Gender Riots“ aber nicht angezettelt.
CD, 2008, 12 Tracks, Label: Echo Beach
Christina Mohr12.03.2009