Marie Spaemann

“GAP“

Gefühlt gibt es immer mehr junge Musikerinnen, die sich weder in die alten, ihnen zugeschriebenen Rollen noch in musikalische Schubladen stecken lassen. Sie wissen, was sie können, und gehen ihre eigenen Wege.
Marie Spaemann ist so eine. Was braucht man für eine großartige Band? Eine Poetin, die ganz bestimmte Momente in Worte zu fassen weiß, und die Witz hat; eine Komponistin, die diesen Worten musikalische Flügen verleiht; Instrumentalistinnen, die nicht nur virtuos sind, sondern auch ausdrucksstark in jeder Körperzelle; Expertinnen für Melodien, Harmonien und den Groove, der alles zuletzt ins Schwingen bringt; und einen künstlerischen Kopf, der sich nicht in Schubladen pressen lässt, sondern ganz eigene aufmacht. All diese Persönlichkeiten sind auf dem Debütalbum „GAP“ der Österreicherin zu hören – und jede dieser Rollen wird meisterhaft ganz allein von ihr selbst ausgefüllt.
Was braucht Marie Spaemann also für eine großartige CD? Die eigene Stimme, das Cello, ein Mikro, eine Loop-Station – und die ganz persönliche Auswahl Musik. Von Pop-Balladen, über Spoken Word Art bis zu Songwriting-Elementen. Und sie mutet den Hörer*innen einfach zu, zwischendurch Ausflüge zu Bach in die Klassik zu machen. Ich wünsche mir, dass noch mehr Musikerinnen sich selbst der Welt einfach zumuten. Dass sie sich trauen, so selbstverständlich sie selbst zu sein. Und die Welt auf ihre Weise kommentieren, mit Charme, Ironie, Biss und Beobachtungsgabe. Und mit ganz viel selbstgemachter Musik!

CD, 2019, 14 Tracks, Label: Antthropoet

Maria Bätzing

24.03.2020