V.A.

“Funky Fräuleins 2. Female beat, groove, funk from Germany 1968 – 1981“

Zwischen den späten 1960er- und mittleren 80er-Jahren suchten deutschsprachige Schlagersängerinnen nach neuen Ausdrucksformen, die weniger betulich klangen als das übliche Hitparadenliedgut. Für viele lag die Lösung in Beat, Funk und dem aus Amerika herüberschwappenden Discosound. Vor einem Jahr sorgte der Sampler „Funky Fräuleins“ für jede Menge Aha-Erlebnisse, und weil sich so viele Sängerinnen auf dem weiten Feld von Funk, Beat und Disco versuchten, musste für „Funky Fräuleins 2“ nicht auf langweiliges Material zurückgegriffen werden. Auch hier findet sich Erstaunliches, wenn auch bei den deutschen Disco-Übungen viel Quatsch herauskam wie Joy Flemings zwar stimmlich beeindruckende Coverversion von „Fever“, die sich aber nicht um Liebesglühen, sondern um einen faulen Opa dreht. Weitere Kuriositäten wie die Mitropa-Lobeshymne „He, wir fahr´n mit dem Zug“ von DDR-Star Veronika Fischer oder das rührend brave „Mein Wochenende“ von „Schätzchen“ Uschi Glas lassen die echten Perlen umso heller strahlen: allen voran die „schwärzeste weiße Stimme Deutschlands“, Su Kramer mit dem knochentrockenen Funkmonster „Weißer Sand“ oder Bluesrockerin Inga Rumpf mit ihrer Version von Stevie Wonders „Superstition“. Auch Peggy March, Hildegard Knef und Heidelinde Weis, die schon auf „FF 1“ vertreten waren, sind mit guten Songs zu hören.
Wirken heute auch viele der hier versammelten Lieder albern und peinlich, muss man sie doch vor dem Hintergrund ihrer Zeit betrachten: vor 35 Jahren verhießen Disco und Funk Ausschweifung und Sexyness. Für deutsche Schlagersängerinnen, die mit ihrem biederen Image kämpften, eine willkommene Gelegenheit, etwas Glamour zu erhaschen. Gleichzeitig darf man in die groovenden Geh- bzw. Tanzversuche von Lill Lindfors oder Uschi Moser nicht zu viel hineininterpretieren. Fast immer lenkten männliche Komponisten, Produzenten und Manager die Geschicke ihrer Schützlinge. Der Einfluss der Sängerinnen selbst blieb auf ein Minimum beschränkt. Su Kramer, Anne Haigis und Inga Rumpf mögen Ausnahmen sein, von künstlerischer Emanzipation kann jedoch keine Rede sein. Glitzerfummel hin, Discokugel her.

CD, 2011, 17 Tracks, Label: Bureau B

Christina Mohr

13.01.2011