Stella
“Fukui“
Es ist der federnde, fordernde Bass im Opener „Accessory After The Fact“, der verrät, dass man es mit dem neuen Album der Hamburger Band Stella zu tun hat. Ansonsten würde man die zehn Tracks auf „Fukui“ nicht unbedingt mit dem bisherigen Werk von Elena Lange, Thies Mynther, Mense Reents und Hendrik Weber in Verbindung bringen: glamourös-energetischer Elektropop á la „Woman with the Beard“, „Finger on the Trigger for the Years to Come“ oder „Take Me Back to Tokyo“ (ein früher Hinweis auf Stellas Japan-Connection) findet auf „Fukui“ kaum statt. Ein längerer Aufenthalt in der japanischen Stadt Fukui inspirierte Elena Lange zur Neukonzeption von Stella. Die Musik klingt aufgeräumt und durchkonstruiert, obwohl die meisten Tracks aus Improvisationen entstanden. Krautrock-, Ambient-, House- und Jazzelemente verbinden sich mit deepen House- und Discogrooves, Stella erkunden den Raum und zwar von allen Seiten. Dass Elena Lange auf Japanisch singt, sorgt für eigentümliche, höchst interessante Entfremdungseffekte: die für hiesige Ohren exotische und meist unverständliche Sprache lässt Platz für freie Interpretationen. Die Worte zwingen nicht zum Verstehen, wie es deutsche und englische Texte oft so aufdringlich tun. Und selbst wenn man die englischen Übersetzungen der Titel liest und erfährt, dass die Stücke Namen tragen wie „Bathroom Girl“, „Thunderbird“ oder „Talent Is A Waste of Time“, muss man sich den Inhalt doch selbst ausdenken. Oder man denkt sich nichts und lässt sich von den geheimnisvollen Lauten verzaubern. Bis der federnde Bass wieder durchkommt und einen japanisch höflich, aber bestimmt zur Tanzfläche bittet.
CD, 2010, 10 Tracks, Label: Snowhite
Christina Mohr29.08.2010