Magda
“From The Fallen Page“
Weibliche Techno-Producer sind nicht allzu dicht gesät. Miss Yetti aus Köln, Dinky und natürlich (seufz) die Berliner Pionierin Marusha fallen einem sofort ein, aber dann muss man erstmal lange überlegen. Die in Polen geborene, in den USA aufgewachsene und inzwischen in Berlin ansässige Magda begann ihre DJ-Karriere bereits 1996 in Detroit. Sie folgte Techno-Guru Richie Hawtin nach Berlin, er signte sie für sein Label Minus, auf dem sie 2004 das Mixalbum „She´s A Dancing Machine“ veröffentlichte, das ihr Renommee in der Szene festigte. Mit eigenen Produktionen hielt sie sich bisher zurück, „From The Fallen Page“ ist ihr Debüt als Techno-Artist, natürlich erschienen auf Minus. Dem Ruf des Labels entsprechend düster beginnt das Album mit „Get Down Goblin“ und „Your Love Attack“, spätestens aber ab Track 4, dem bass- und beatreichen „Entertainment“, reißt Magda die schweren Vorhänge von den Clubfenstern. Draußen scheint zwar nicht die Sonne, schließlich ist es Nacht, aber ein paar Discosterne funkeln da schon. Drive und Tempo halten Einzug in ihre großzügig angelegten Tracks, aber verhalten, abwartend. Magda lässt sich Zeit, nicht nur beim Veröffentlichen. Das Dunkle, Melancholische und untergründig Unheilvolle weist sie als Detroit-geprägte DJ aus, aber „From the Fallen Page“ ist eine Platte, die sich entwickelt, sich steigert. Der Track „Doom Disco“ verdeutlicht das am besten, hier greifen lebendige Discogrooves und schwere Bässe ineinander, „Musicbox“ ist sogar ein waschechtes, rundum tanzbares Discostück. Das monoton-trancige „Japan“ beschließt Magdas Feuerprobe als Producerin, voluminös und leicht zugleich. Mit „From The Fallen Page“ zollt Magda ihrem Mentor Richie Hawtin Tribut und emanzipiert sich gleichzeitig von ihm.
CD, 2010, 10 Tracks, Label: Minus/Rough Trade
Christina Mohr22.11.2010