Françoise Hardy
“Françoise Hardy and Her Contemporaries“
In den frühen 1960er Jahren entstand – hauptsächlich in Frankreich, aber auch in Spanien und Italien – eine beschwingte Form von Popmusik, die wegen des entzückenden Aussprache der Sängerinnen „YéYé“ („Yeah Yeah“) genannt wurde. Die Protagonistinnen waren meistens sehr jung, sehr hübsch und auf lolitahafte Weise sexy, oft wurden sie direkt von Filmsets oder Modenschauen engagiert und in Plattenstudios „entführt“; und nicht selten standen ältere Herren wie Serge Gainsbourg als Entdecker, Produzenten und Mentoren hinter ihnen. Die bekanntesten YéYé-Vertreterinnen waren zum Beispiel Sylvie Vartan, die bei ihren ersten Plattenaufnahmen erst sechzehn Jahre alt war, France Gall („Poupée de cire“), Mina, Christiane Legrand, Anna Karina und Sue Lyon.
Aus den fröhlichen French Girls stach eine ganz besonders hervor: die (bis heute!) schöne, stilvolle und stets leicht melancholische Françoise Hardy, die als eigentliche Begründerin der French-Pop-Szene gilt. Das englische Label Cherry Red jedenfalls stellt Hardy ins Zentrum der wundervollen Compilation „Françoise Hardy and Her Contemporaries“, die 31 Songs versammelt und das breite Spektrum der YéYé-Zeit präsentiert: Sylvie Vartans charmante Coverversionen von z.B. Elvis Presleys „Don´t Be Cruel“ („Sois pas cruel“), die vierköpfige Gruppe Les Gam´s mit ihren rockigen Hits „Cheveux Fous Et Levres Roses“ und „Bon Vent Ma Jolie“ und die Filmdiven Jeanne Moreau und Brigitte Bardot, die sich auch als faszinierende Sängerinnen entpuppten. Hört man die Lieder heute, fällt erstens auf, dass viele buchstäblich popkulturelles Allgemeingut, sprich Evergreens geworden sind. Zweitens ist man auch fünfzig Jahre nach dem Erscheinen von „Un petit baiser“ oder „Zou bisou bisou“ noch immer ganz hin und weg von der Mischung aus Leichtigkeit, Unbefangenheit und Spaß – Françoise Hardy und ihre Zeitgenossinnen verkörperten einen Stil, der in Bandprojekten wie Nouvelle Vague bis heute weiterlebt und ganz unbewusst nichts weniger als perfekter Pop war.
CD, 2014, 31 Tracks, Label: Cherry Red
Christina Mohr30.03.2014