Miss Kenichi

“Fox“

Die Berliner Schauspielerin, Malerin und Songwriterin Miss Kenichi, bürgerlich Kathrin Hahner, ist eine Meisterin der Variation mit spartanischen Mitteln: ihr zweites Album „Fox“ kommt fast ohne Schlagzeug aus, Gitarre, Bass und pointierte Klavier- und Violineinsätze genügen vollkommen, um Miss Kenichis Folk- und Country-beeinflusste Kompositionen zum Leuchten zu bringen. Kam ihr Debütalbum „Collision Time“ noch sehr spröde und fragil daher, ist „Fox“ das selbstbewußte Werk einer Allroundkünstlerin, die souverän mit verschiedenen Stilen experimentiert: „Death Cab“ beginnt mit einem pulsierenden Indie-Gitarrenriff und entwickelt einen schier hypnotischen Sog. „Limbo“ und „Mad Dog“ bestehen aus kaum mehr als reduziertem Gitarren-Fingerpicking und Miss Kenichis faszinierend klarer Stimme. Ein wehmütig plinkerndes Klavier bildet das Herzstück von „The Chasing“ und die Entstehung eines Songs wie „Mountain High“ mit der Americana-inspirierten Gitarre vermutet man eher in der Einsamkeit der Rocky Mountains als in der Metropole Berlin. Tiere spielen in Miss Kenichis Texten eine wichtige Rolle: neben dem titelgebenden Fuchs begegnet man Hunden, Echsen und gefährlichen „beasts“, die die skurrilen Geschichten bevölkern. Ein Schmankerl (ohne Tiere) verbirgt sich im Hidden Track: die heiser-melancholische Stimme des australischen Indie-Heroen Hugo Race veredelt „Will You Wake Up Before You Hit the Ground“ und macht den Song zu einem klassischen Duett á la Lee Hazelwood und Nancy Sinatra. Man kann sich Miss Kenichis Musik perfekt als Untermalung eines Wim Wenders-Films vorstellen: karg in der Ausstattung, aber weit sich öffnend in ein grenzenloses Panorama.

CD, 2008, 11 Tracks, Label: Strange Ways

Christina Mohr

30.10.2008