Peggy Sue

“Fossils and other Phantoms“

Der Bandname führt auf eine falsche Spur: das Trio Peggy Sue hat mit 50er-Jahre-Rock’n’Roll á la Buddy Holly nichts am Hut. Die Filmkomödie „Peggy Sue hat geheiratet“ ist erst recht kein hilfreicher Link. Und dass Rosa Slade, Katy Young und Olly Joyce in Brighton, beziehungsweise neuerdings in London beheimatet sind, hört man ihrer Platte „Fossils and other Phantoms“ nicht unbedingt an. Aber nochmal von vorn, denn Peggy Sue bestehen ja nicht nur aus Leerstellen und Irrtümern: Peggy Sue existieren seit 2005, hießen erst Peggy Sue & The Pirates, dann Peggy Sue & The Pictures, bis sich Rosa Slade entschloss, den Namen drastisch zu verkürzen. Das half, und Peggy Sue waren bald im Vorprogramm von Kate Nash, The Maccabees, Laura Marling und Mumford & Sons unterwegs und können mittlerweile auf eine treue Fanschar blicken. Peggy Sues Musik lebt in erster Linie vom Gesang der beiden Frauen, ein wenig fühlt man sich an das amerikanische Folk-Duo Indigo Girls erinnert: glockenklar alle beide, die Stimmen scheinen zu schweben, wirken aber niemals ätherisch-abgehoben, sondern fest und stark. Die Songs sind spröde und spartanisch arrangiert (das Cover passt also schon mal sehr gut), obwohl viele verschiedene Instrumente wie Ukulele, Saxophon, Banjo, Geigen, Piano, Akkordeon und Mandoline eingesetzt werden. Das Ergebnis ist eindringlicher, ein bisschen versponnener Folkpop mit Americana-Bezügen, der dank des energischen Schlagzeugers Olly nicht in hippie’eske Gefilde abdriftet, sondern ungebügelt und kratzbürstig klingt. Wir wollen nicht gleich übertreiben und Vergleiche mit den Cramps anzetteln, aber an manchen Stellen von „Fossils and other Phantoms“ rumpelt und pumpelt es gewaltig, was für schöne Kontraste und damit ein überzeugendes Gesamtbild sorgt.

CD, 2010, 12 Tracks, Label: Cooperative Music

Christina Mohr

10.06.2010