Erja Lyytinen

Drall-lasziv, knieend (!), an ihre Fender Stratocaster gekuschelt, auf deren Candy Apple Red-Lackierung das schwüle Ambiente farblich abgestimmt ist – so präsentiert sich die 37-jährige finnische Sängerin/Gitarristin/Songwriterin auf dem Cover ihres 5. Soloalbums. Sex sells. Dabei sollte sich das Album auch mit völlig neutralem Cover glänzend verkaufen, ginge es in der Popwelt nur nach Qualität. Die hat sie nämlich reichlich zu bieten: Ihre Stimme ist angenehm warm, vielseitig, ungemein treffsicher auch in schwierigsten Passagen, ihr Gitarrenspiel, v.a. die Slide Guitar, ist amtlich, die zumeist selbst komponierten Songs sind abwechslungsreich, weisen alle überraschende Wendungen auf, die englischen Texte sind von Plattheit meilenweit entfernt. Dem countryesken Opener „Joyful Misery“ folgt das bluesig-soulige „Hold On Together“, feine Slide-Riffs und -Soli gibt’s in „Jealousy“, “Press My Button” und “Things About Coming My Way”. Das Titelstück, eine wunderschöne Ballade, zeigt ganz besonders ihr ausgefuchstes Songwriting und ihre Gesangskunst. Und hier findet sich leider auch das meiner Meinung nach einzige, kleine Manko: Warum spricht sie, die doch schon jahrelang in ganz Europa und Amerika unterwegs ist und die englische Sprache sehr gut beherrscht, „Fruit“ konsequent falsch aus? Trotzdem ist die verbotene Frucht durchaus wert, gekostet zu werden.