Nive Nielsen & The Deer Children

Normalerweise geht frau in ein Studio, nimmt Songs auf und macht daraus eine Platte. Nicht so die Grönländerin Nive Nielsen, die in ihrer Jugend bereits ein Fernseh- und Filmstar war und seit einigen Jahren mir ihrer roten Ukulele als Singer-/Songwriterin unterwegs ist. Ihr neues, zweites Album nahm sie innerhalb von drei Jahren auf ihren Reisen um die Welt auf. „I feel that if you constantly change your surroundings and not get stuck in one place you will constantly change your perception and not get stuck with just one idea. I just wanted these songs to grow with me on my travels and they did just that”, sagt die Musikerin über ihre Vorgehensweise (die auch verständlich wird, wenn man sich vergegenwärtigt, dass ihre Heimatstadt Nuuk, die Hauptstadt von Grönland, nur knapp 17000 EinwohnerInnen hat). Folglich sind auf ihrem Album viele unterschiedliche Klangfarben (Holzbläser, Akkordeon, Cello, Harfe, Slide, Lapsteel, Geige usw.) zu hören, Nielsen selbst singt und spielt Gitarre, Ukulele und Banjo, ihr Freund Jan De Vroede hat die Songs arrangiert und produziert und spielt ebenfalls viele Instrumente. Die Songs entwickeln sich langsam, starten folkig-düster, können dann aber ganz schön Fahrt aufnehmen wie in „Walking“ oder „In My Head“. Bei einigen Liedern wie dem Opener „Still The Same“ hat sie in Arizona mit Howe Gelb (Giant Sand) zusammen gearbeitet, mit dem sie schon länger kollaboriert. Sie singt mit meist zarter, aber eindringlicher Stimme vor allem auf Englisch, in zwei Songs auf Kalaallisut, ihrer Heimatsprache. Das Herzstück der CD ist für mich „Happy“, in dem sie vom Weggehen und Reisen singt und von einem zauberhaften Orchester begleitet wird. „Feet First“ ist ein verspielter Soundtrack für Indiefolk-Fans.

MELODIVA CD Tipp Dezember 2015