Metric

“Fantasies“

Als „Kunsthochschulen-Pop in der direkten Nachfolge von Garbage“ bezeichnete der Kritiker einer großen Zeitschrift „Fantasies“, das neue Album der kanadischen Band Metric. Von der Hand zu weisen ist der Vergleich nicht: das Quartett um Sängerin/Keyboarderin Emily Haines perfektioniert auf seiner vierten Platte den nach vorne drängenden Power-Wavepop mit eingängigen Melodien, der schon die früheren Veröffentlichungen bestimmte. Gitarren- und Drums-betont wummern Tracks wie „Help I’m Alive“, „Satellite Mind“, Stadium Love“ und „Front Row“ aus den Boxen, leisere Töne werden bei „Blindness“ und „Collect Call“ angeschlagen, in „Gimme Sympathy“ wird die ewiggültige Frage der Popmusik gestellt: hältst du’s eher mit den Beatles oder den Rolling Stones? „Fantasies“ macht klar, dass Metric-Songs auf die großen Festivalbühnen sollen, die Band aus dem engen Indie-Kosmos heraus will – was ihnen im Grunde schon gelungen ist, schließlich landeten einige ihrer Songs auf Soundtracks zu TV-Serien wie „C.S.I. Miami“ und „Grey’s Anatomy“. Doch Emily Haines ist nicht Garbage-Sängerin Shirley Manson: Haines, die aus dem Umfeld der kanadischen Künstler-/ Bandkommune Broken Social Scene stammt, ist nicht der glamouröse Band-Mittelpunkt wie Manson, sondern ein Mitglied von vieren und dabei rein zufällig die Sängerin. Metric sind keine Backingband für einen exponierten Star, sondern gleichberechtigte MusikerInnen. Könnte im ungünstigsten Fall dazu führen, dass sich Metric im popkulturellen Gedächtnis weniger stark einprägen als Garbage.

CD, 2009, 10 Tracks, Label: Last Gang Records/Pias UK

Christina Mohr

14.06.2009