Mariza

“fado curvo“

Keine die sie irgendwo hört oder sieht, kann sich der unglaublichen Stimme der portugiesischen Sängerin Mariza entziehen. Das Publikum und die Kritiker sinken ihr scharenweise zu Füßen. Ein neuer Stern am Fado-Himmel ist mit ihr aufgegangen. Und sie kann bereits jetzt schon als Superstar der Weltmusik bezeichnet werden. Wenn gleich diese immer noch bei vielen Radiosendern in der Republik unterpräsentiert ist. Mit „fado curvo“ legt die grandiose Fadista ihr (erst) zweites Album vor. „Curvo“ ist das portugiesische Wort für „gewunden, gebogen, nicht gerade“ – wie Mariza findet, eine perfekte Umschreibung für so ziemlich alles, was wichtig ist: „Das Leben verläuft nicht in geraden Bahnen, genausowenig wie zwischenmenschliche Beziehungen, oder auch Musik.“ Der gewundene Pfad führt Mariza auf dem vorliegenden Album näher zu ihrer eigenen, persönlichen Auffassung von Fado. Standen im Zentrum ihres Debuts noch fünf Lieder der Berühmten, im Oktober 1999 verstorbenen Königin dieses Genres, Amalia Rodrigues, enthält „fado curvo“ nur noch eine solche Reminiszenz in Gestalt einer Fassung von „Primavera“, die konservativen Traditionswächtern geradezu unverschämt gewagt erscheinen dürfte. Die übrigen Stücke sind zumeist Umsetzungen portugiesischer Poesie, klassisch und zeitgenössisch, deren Lektüre sich Mariza im Jahr vor der Produktion von „fado curvo“ gewidmet hat. „Das Beste, was ich gefunden habe, ist hier, auf dieser Aufnahme“. Wir brauchen uns nicht zu wundern, das diese Platte ein solches Gedicht geworden ist. Romantisch, dramatisch, aufregend. Letzteres nicht zuletzt auch deshalb, weil man hier miterleben darf, wie eine fantastische Interpretin zu einer klarer konturierten, ureigenen Ausdrucksform findet. Für alle Fans des „Fados“ ein Muss für den Plattenschrank.

MARIZA - "fado curvo" prod. 2003, 12 Tracks, Laufzeit: 42, 12 min, World Connection B.V. Vertrieb: edel contraire, www.mariza.com , Label: World Connection / edel contraire

Anita Rahm

01.06.2003