Thalia Zedek
“Eve“
Thalia Zedek spielt sowas wie Rock’n’Roll-angehauchten Postpunk. Früher hatte sie Bands wie Live Skull und Come, mittlerweile gibt es Solo-Alben und das aktuelle ist mit „Eve“ betitelt. Den ungeschliffenen, oft auch bluesigen, düsteren Sound ihrer Gitarre im Griff und mit spröder Stimme performt sie sperriges Songmaterial. Only Rock’n’Roll… das ist noch immer wie seit Urzeiten im einfach durchstrukturierten und hartkantigen Rock so. In der Frontposition eine Frau zu sehen ist allerdings für viele noch immer nicht selbstverständlich. Sollte es aber werden. Thalia Zedek hat die Standfestigkeit dazu. Dass die 55-jährige allerdings dabei manchmal etwas angegriffen wirkt, ist nicht zu überhören und vermutlich nicht nur Stilmittel, sondern wird durch Lebenserfahrung mit eingebracht. So sind ihre Songs nicht unbedingt überbordend frohsinnig, sie reflektiert eigenbrötlerisch auch die desolateren Seiten des Lebens. Ob Echtheit oder Imitat. Das einzelgängerisch Wirkende bleibt dabei nicht auf verlorenem Posten, es ist Stärke. Im Songwriting, Rock’n’Roll und Punk interessiert man sich das eine oder andere Mal für innere Befindlichkeiten und nicht nur für hübsche, gelackte Oberflächen. Ästhetik kann spröde sein und fundiert durch authentisches oder authentisch wirkendes Material ohne Oberflächenhochglanz. Bei den Aufnahmen zu „Eve“ wurde Zedek unterstützt von Andy Hong im Kimchee Studio. Kongeniale Mitmusiker waren David Michael Curry an der Viola, Mel Lederman am Piano, Winston Braman am Bass und Jonathan Ulman am Schlagzeug.
CD, 2016, 10 Tracks, Label: Thrill Jockey
Tina Karolina Stauner05.10.2016