Emika
“Emika“
Melancholie als Lebenskonzept: auf diesen kurzen Nenner lässt sich die Arbeit der in Berlin lebenden Elektromusikerin Emika bringen. Die Tochter tschechisch-britischer Eltern verarbeitet tragische Erlebnisse in dunkel oszillierenden Dubstep-, Slowtech- und TripHop-Epen, die im Club ebenso faszinieren wie im abgedunkelten Wohnzimmer. Für Emika sind Sound und Musik unterschiedliche Dinge, denen sie die gleiche Aufmerksamkeit widmet: sie arbeitet als Sounddesignerin für einen Musiksoftwarehändler, ihre klassische Ausbildung am Klavier nützt beim Komponieren ihrer außergewöhnlichen Tracks. Emika hat kein Interesse an locker durchtanzbaren Hits: sie läuft lieber mit einem Aufnahmegerät durchs Berghain und dokumentiert die Geräusche der Nacht. Auf ihrem lang erwarteten Debütalbum verschmelzen Avantgarde mit Pop, Abstraktion mit tiefem Gefühl. Beats zersplittern in tausend Discokugelscherben, düsterer Dub wärmt und gefriert zugleich; die Maschinen und Emikas Stimme locken nach draußen und suchen dennoch nach Einsamkeit. Verstörendere Clubsounds wie in Emikas Tracks „Double Edge“,„Professional Loving“ oder „Be My Guest“ wird man in diesem Herbst nicht mehr finden.
CD, 2011, 12 Tracks, Label: Ninja Tunes
Christina Mohr26.10.2011