Cynthia Nickschas

“Egoschwein“

Vor einigen Wochen hab ich die Bonner Sängerin und Gitarristin Cynthia Nickschas und ihre Band live in Frankfurt erlebt und war von ihrem charmant-energiegeladenen Auftritt schwer beeindruckt. Jetzt halte ich ihr neues Album in Händen und lausche den 14 Songs. Dass sie was zu sagen hat und versucht, in dem was sie tut, immer authentisch zu bleiben, wird in ihren Texten schnell klar. Begonnen hat die 30-Jährige vor einigen Jahren als Straßenmusikerin, schnell fand eine Band zusammen, inzwischen hat sie sich die Bühnen mit Konstantin Wecker, Felix Meyer u.a. geteilt, war mit ihrer Band Gast bei der Sisters Of Comedy-Show im November. Musik schenkt ihr Magie und Glück (Opener „Musik“) und das teilt sie freimütig mit ihrem Publikum. Mit einem akustisch-folkigen Instrumentarium plus Saxophon schaffen die sechs Musiker*innen auf „Egoschwein“ eine vogelfreie chansoneske Swingmusik, die voller Sehnsucht nach Freiheit und Abenteuer, deren Lebendigkeit regelrecht ansteckend ist. Kein Wunder, dass sie deshalb oft mit Zaz verglichen wird. Aber Cynthia Nickschas hat definitiv ihren eigenen Style. Markant sind ihre flapsig-frechen Texte, die sie gerade heraus mit rauchiger Stimme singt. In „Alles gleich Mensch“ singt sie vom Mensch(lich)sein, das uns doch allen so schwer fällt: „Also, wozu all der ganze Hass | die Gewalt, Rasse hier, Status da | Was bringt uns das? | Wir sind alle gewachsene, kleine Kinder | die irgendwo irgendwen lieben!“. „Eigentlich“ ist bereits auf Platz 8 der Liederbestenliste gelandet, es dreht sich um die Gesellschaft und ihre Zwänge (das „System“), in der wir so vieles tun, was wir nicht wollen und so vieles unterlassen, was wir eigentlich lieben. Dass ihr das selbst zu überwinden nicht immer leicht fällt, erfährt man im letzten Stück „Nein!“. In dem stellt sie sich trotzig, aber bestimmt Sprüchen von Anderen entgegen, die sie davon zu überzeugen wollen, die Musik an den Nagel zu hängen und etwas „Richtiges“ zu lernen. „…einen Traum nicht zu versuchen ist in diesem, unserem einzigen Leben (in der Form) mehr doof als schlau“ hat sie 2014 mal in einem MELODITA-Interview gesagt. Dem ist nichts hinzuzufügen.

CD, 2018, 14 Tracks, Label: Kick The Flame

Mane Stelzer

01.12.2018