ANI DIFRANCO

“Educated Guess“

Herzlichen Glückwunsch zum 18. Album! Es ist fast unglaublich, aber wahr. Seit der Veröffentlichung ihres zweiten Albums im Jahre 1990 war Ani nicht mehr so sehr Solokünstlerin wie auf ihrer neuesten CD „Educated Guess“. Und diese Tatsache ist zunächst mal ein weiterer Grund zum Feiern. Ani spielt auf ihrer neuen CD alle Instrumente selber und stellt sogar den Lead- und Backgroundgesang. Das alleine müsste doch schon für ein künstlerisches Werk genügen. Doch Ani übernahm auch das Aufnehmen und das Abmischen ihrer Songs. Wäre da nicht Greg Calbi, der das Album wie fast alle Alben von Ani im letzten Jahrzehnt gemastert hat, könnte man von einem völligen Alleingang sprechen. Doch dieser beinahe Alleingang geht nicht so unter die Haut, wie die Alben zuvor. Mir fehlt dieses Mal ihre musikalische Aussage und ihre Stärke in der Stimme. Die Musik hört sich an, als ob sie alles aufnimmt, was ihr während des Tages bei den Aufnahmen in einer kleinen Hütte in der Umgebung von Bywater bei New Orleans und zu Hause in Buffalo einfällt. Zufällige Begleitgeräusche wie Regenplätschern und vorbeifahrende Züge werden gleich mit aufgenommen. Sie bricht die Grenzen zur reinen Poetin sehr oft auf. Als Liedermacherin finde ich sie stärker und life auf der Bühne sowieso. Vielleicht sollte sie mal mit dem Aufnehmen eine Pause einlegen und ihre Auftritte in der Öffentlichkeit stärken und ausleben. Wäre zu schade, wenn ihre CD-Aufnahmen zur Routine werden würde. Was bemerkenswert auffallend ist, dass sie politisch bleibt und Stimmrohr für viele ist. So auch wenn sie Bezug nimmt auf „the coolest F-Word ever“ – Feminismus -, die Bedingung für die Gleichberechtigung von Frauen und Männern. Die CD enthält ein Booklet mit Kunstwerken von Ani und drei zusätzlichen Gedichten, die nirgendwo sonst erhältlich sind.

CD, 2004, 14 Tracks, Label: Indigo Musikproduktion- und Vertriebs GmbH

Anita Rahm

10.03.2004