Sepiatone
“Echoes On“
Es war in der Tat eine Herausforderung, dieses nicht mehr ganz taufrische Album – es kam im Dezember letzten Jahres heraus – von Sepiatone mit passenden Worten zu beschreiben. Vier Jahre haben die musikalischen Paradiesvögel Marta Collica und Hugo Race an den Songs gearbeitet, und herausgekommen ist eine eigenartige Kombination aus laissez-faire und Höhenflug. Es beginnt mit einem unaufgeregten, beinahe unausgeschlafenen Raunen, das dann durch die Kombination mit einem tiefen Klavier feierliche Dimensionen annimmt. Vielleicht ist es der wiederkehrende Wechsel von Steigerung und Beruhigung, die mich als Hörerin verzückt vor den Boxen verharren ließ in dem Versuch, alle Töne dieser wunderbaren 11teiligen Komposition herauszulauschen. Selten hat man ein Duo, in dem die Parts so Hand in Hand gehen, sich ablösen, sich einspinnen. Zusammen sagen sie etwas, die Frauen- und die Männerstimme, worin sie sich einig sind, und auf ihre ruhige Art sind sie damit sehr eindringlich. Zwei Stimmen sinnlich-sinnierend, mal solo, mal zusammen oder überlagert, mal als helleres oder tieferes Echo der anderen. Fans von The XX dürften dieses Stimmenpaar sehr genießen. Im Kontrast die experimentalen Klänge von überlagerten Gitarren, Piano und Schlagzeug, dazu Beats und Samples, ein elektronisches „Boing“ im Hintergrund. Dann Conga-Rhythmen, die ganz ohne Gesang auskommen, bei „La Fuga“. Die Musik von Sepiatone ist ein musikalisches Puzzle, das man am besten als Ganzes betrachtet. „Echoes On“ in der Mitte zu unterbrechen, das ist wie einen Song nur zur Hälfte abzuspielen. Bei jedem Hören – und ich habe es oft gehört – entdeckte ich ein weiteres Puzzleteil, welches mir bis dahin entgangen war. Obwohl das ganze Album wunderbar ist, habe ich meinen Favoriten gefunden: Track 2, „Shallow Tears“, ist zum Davonfliegen.
CD, 2014, 11 Tracks, Label: Interbang Records
Marie Koppel06.07.2014