Carola Grey & noisy mama
“Drum Attack!“
Oh. Was passiert hier? Offenbar haben wir es mit einer Jazzsängerin zu tun, die zudem auch noch die Drums bedient, auf elektronische Art und Weise Loops und Genres durcheinanderzwirbelt, dass es nur so kracht, und ihrer Rest-Instrumentalbesetzung „noisy mamas“ für „drum attack! garantiert einiges an Rhythmus, Nerven und Disziplin abgefordert hat. Das heißt aber nicht, die Songs wären unmelodiös oder nicht mehr tanzbar, im Gegenteil… Carola Grey heißt die Ungestüme, die sich bei Rhythmusfiguren wie 7/7/5/5/4/4 oder im Sieben-Viertel-Takt besonders wohl zu fühlen scheint. – Aber auch „ruhig“ kann, wie im 14-Minuten-Instrumental „Welcome to the dark Side“ glaubhaft rüberkommt. Auch Weltmusik integriert die auf Festivals tourende Musikerin in die deutsche Jazz-Kultur, wobei sie die Kunst besitzt, nur die interessanten Elemente aus Navajo-Peyote-Indianer-Gesängen, indischen Tablamustern oder indischem Viertelnotengesang in ihre ziemlich abgedrehten Kreationen einzubauen. Kommentar aus kritischem Pflichtgefühl: Die dem Sound nach teils im Studio stark hochgepushden englischen Vocals klingen stellenweise immer noch etwas dünn. Aber die Phantasie und Verve der neun sehr unterschiedlichen Tracks macht diesen Makel locker wett. Übrigens hat Carola Grey die Scheibe ihrer Mutter gewidmet. Die braucht wohl wie alle Mütter ein bisschen Geduld, um den richtigen Dreh zu finden. Denn an eingespielte Hörgewohnheiten knüpft die eigenwillige Elektro-Jazz-Mischung nicht an.
CD, 2007, 9 Tracks, www.carolagrey.de, Label: Noisy Mama Productions e.K.
Angelika Calmez03.05.2007