Kaki King
“Dreaming Of Revenge“
Müssen Revolutionen immer laut und dramatisch sein? Die Sensation auf Kaki Kings neuem Album „Dreaming of Revenge“ besteht darin, dass die New Yorker Gitarristin, die sich sich in den vergangenen Jahren einen Namen als grandiose Instrumentalistin machte, zum ersten Mal ihre Stimme einsetzt. Kaki King entwickelte auf ihren bisherigen Platten einen sehr eigenwilligen und charakteristischen Stil: sie entlockt ihrem Instrument (für Spezialisten: KK spielt vorwiegend auf Ovation-Akustikgitarren) nicht nur mit ihrem ambitionierten Fingerpicking Töne zwischen Surf, Western, Blues und Folk, sondern verwendet den Korpus der Gitarre auch als perkussives Element. Zu ihren technischen Ausnahmefähigkeiten kommt ihr Talent als begnadete Songwriterin, was dazu führte, dass sie Stücke zum Soundtrack von Sean Penns Film „Into the Wild“ und anderen Filmen beisteuern durfte. „Dreaming of Revenge“ ist Kings zugänglichstes Album, was nicht nur an ihrem Gesang liegt: sie verbindet unwirklich-schwebende Melodien mit überraschend treibenden Schlagzeugrhythmen („Pull Me Out Alive“, „Sad American“, „Bone Chaos in the Castle“), setzt elektronische Spuren, Violinen und Piano ein und erzählt dazu verschrobene Geschichten. Kaki Kings Songs sind leicht und erdverbunden gleichzeitig, erinnern an Stereo Lab, Galaxie 500 oder Lush, doch Vergleiche wirken eher hinderlich, man sollte ihre Musik urteilsfrei genießen. Ein Track wie „Montreal“ (auf dem sie übrigens nicht singt) mit seiner flirrenden Gitarre, der Ferne und Weite evozierenden sehnsüchtigen Melodie und dem unermüdlich vorwärtstreibenden Drumming dürfte Kaki King einen Platz im Indie-Olymp sichern.
CD, 2008, 12 Tracks, Label: Cooking Vinyl
Christina Mohr30.09.2008