Azure Ray
“Drawing Down the Moon“
Sieben Jahre ist es her, dass Maria Taylor und Orenda Fink als Azure Ray ein gemeinsames Album herausbrachten. Seit 2003 und „Hold On Love“ waren die beiden Songwriterinnen aus Omaha/Nebraska keineswegs untätig, sie veröffentlichten Soloalben und Kooperationen und waren auf den Platten von Freunden wie Bright Eyes und Now It´s Overhead zu hören. Auf „Drawing Down the Moon“ zeigt sich: Maria und Orenda klingen am besten, wenn sie zusammen sind. Musikalisch passiert ja nicht unbedingt viel bei Azure Ray, das aber eindringlich. Ihre somnambulen, verträumten und leicht wie Gaze schwebenden Arrangements sind so charakteristisch, dass für sie glatt ein eigenes Genre („Dreampop“) erfunden wurde. Die Melodien sind zart, keineswegs Ohrwürmer und schmiegen sich doch an wie schnurrende Kätzchen. Azure Ray lassen typisch US-amerikanische Musikstile wie Folk, Country und Blues als leise Ahnung durch die Songs wehen, Cello, Harfe, Oboe und Violine ranken sich dazu um Gitarre, Percussion und ein wenig Elektronik. Kein Instrument reklamiert die Vorherrschaft für sich, Marias und Orendas Stimmen verschmelzen hell und klar zu überirdischem Sirenengesang. Weniger lieblich geht es in den Texten zu, bittersüß und manchmal grausam sind die Geschichten, die sich oft um Liebe und den Verlust derselben drehen („Shouldn´t Have Loved“, „Make Your Heart“), aber auch um Vergänglichkeit und Tod („Dancing Ghosts“, „In the Fog“). „Larraine“ und „Signs in the Leaves“ entwickeln bei aller Fragilität und Leichtigkeit hypnotische, fast unheimliche Sogwirkung. Wenn die letzten Takte von „Walking in Circles“ verklungen sind, mag man sich fragen, „war da was?“ Und spürt, oh ja, da war etwas. Intensität muss nicht laut sein.
CD, 2010, 12 Tracks, Label: Saddle Creek/Indigo
Christina Mohr24.10.2010