Anne-Florence Schneider

“Donaflor“

Wenn Jazz auf Latin trifft, kommt fast immer ein angenehm hörbarer, oft auch tanzbarer Sound dabei heraus. Das gilt auch für das neue Album der Schweizerin Anne-Florence Schneider. Gekonnt bewegt sie sich in jazzigen Samba- und entspannten Bossa-Gefilden, die mit afrokubanischen Rhythmen vermengt sind. Musik und Stimme harmonieren auf dieser Scheibe sehr schön miteinander: Die Stimme klar und warm, mal mädchenhaft leicht, mal frauenhaft rauchig, die auf brasilianisch, französisch und englisch die Melodien aufgreift, frei interpretiert und weiter trägt. Die Musik professionell eingespielt von der Crème de la Crème der in Europa lebenden brasilianischen Jazz-Musiker. Mit einem flotten Samba eröffnet Anne-Florence Schneider ihren überwiegend feurigen Reigen, verschnauft bei einem weichem Bossa-Stück, um danach wieder ein pulsierendes, mit vielen free-jazzigen Passagen durchzogenes Stück folgen zu lassen. Die meisten Stücke auf dem Album hat Anne-Florence Schneiders Bassist und Gitarrist Dudu Penz komponiert und arrangiert. Es sind gefühlvolle Stücke, darunter eine Eigenkomposition der Sängerin ( „L’Inespéré“), sowie zwei Perlen aus dem brasilianischen Songbook: Edu Lobos „Canto Triste“ und „Sabiá“ von Antonio Carlos Jobim. Ist es ein Widerspruch, dass Frau Schneider auf den zwei Coverversionen noch souveräner als auf den eigens für sie komponierten Stücken klingt? Das könnte daran liegen, dass sie da Vergleiche ziehen, sich mit anderen Interpretinnen messen kann. Während ihre eigenen Songs ja erst mal außer Konkurrenz sind, weil keine andere Sängerin sie bisher gesungen hat. Für mich ist das schönste Stück des Albums das „traurige Lied“ von Lobos. Diesen Song interpretiert die Sängerin so gefühlvoll und stilsicher, dass er sich locker mit bekannteren Versionen, wie etwa der von Elis Regina, messen kann. Der Rest ist natürlich auch ganz nett – wie leicht verjazzte Latin-Lieder und Bossa-Beats eben so sind.

CD, 2012, 12 Tracks, Label: Unit Records

Tina Adomako

25.09.2012