Kate Bush

“Director´s Cut“

Dass Kate Bush eine der exzentrischsten und eigensinnigsten Künstlerinnen der Welt ist, hat sie im Lauf ihrer Karriere häufig unter Beweis gestellt. Viele Jahre weigerte sie sich, live aufzutreten und trotz großer Charterfolge wie „Running Up That Hill“ und „Hounds of Love“ gelang es Bush, ihr Privatleben fast vollständig vor der Öffentlichkeit abzuschotten. 1998 gebar sie einen Sohn und verschwand von der Bildfläche, um sich 2005 ziemlich unerwartet mit dem tollen Album „Aerial“ zurückzumelden. Jetzt ist „Director´s Cut“ erschienen und es passt zur Eigenwilligkeit Kate Bushs, dass sie darauf elf Stücke von ihren eher schwächeren Platten „The Sensual World“ (1989) und „The Red Shoes“ (1993) neu interpretiert. Wobei „neu interpretiert“ zu kurz greift: Kate Bush hat Songs wie „This Woman´s Work“, „Lily“ oder „Song of Solomon“ regelrecht auseinandergenommen, ihrer alten Arrangements entledigt, neue Teile hinzugefügt und komplett neu instrumentiert. „The Sensual World“ wird gar umbenannt und heißt nun „Flower of the Mountain“, beinhaltet Textzeilen aus „Ulysses“ (auf deren Verwendungserlaubnis sie lange warten musste) und klingt wie eine irische Volksweise. „Deeper Understanding“ überrascht mit modernen Autotune-Effekten und einem Gastauftritt von Monty Pythons‘ Terry Jones, Eric Clapton spielt Gitarre auf „And So Is Love“. Wie bei allen Aufnahmen Bushs sollte man sich Zeit nehmen, sich voll und ganz einlassen auf „Director´s Cut“. Kate Bush zelebriert mit ihrer inzwischen etwas tieferen, reiferen Stimme eine Intimität, die man erstmal annehmen muss. Ungeahnt soulig klingen manche Songs, manchmal in Richtung Gospel weisend – der Schluss mit der beschwipst torkelnden Version von „Rubberband Girl“ wirkt da fast wie ein Fremdkörper, ein sehr lustiger und sympathischer allerdings.

CD, 2011, 11 Tracks, Label: Fish People/EMI

Christina Mohr

16.05.2011