Charis Alexiou
“Die Liebe wird dich finden, wo du auch bist“
Ein feines Stück für all diejenigen, deren Interesse an griechischer Musik weiter reicht als bis zum Sirtaki beim Lieblingsgriechen an der Ecke. Charis Alexiou darf man getrost als Grande Dame des griechischen Chansons bezeichnen, ist die Sängerin, Texterin und Komponistin doch bereits seit 1975 mit immer neuen Alben und unzähligen Konzerten in der griechischen Oberliga anzutreffen. Wer sich Bouzouki-Seligkeit erwartet, wird mit diesem Album enttäuscht. Nur sehr wenige „griechische“ Elemente sind auszumachen, das Album ist „Weltmusik“ im besten Sinne, von der Instrumentierung bis zu den Kompositionen. So finden sich Rumba („Der Mann an meiner Seite“), Tango („Ich ging fort“) mit Akkordeon und Streichinstrumenten neben Rap („Aufgewachsen“, „Heimliche Liebe“) mit Drum- und Klavierprogrammierung. Dies darf man sich nun keinesfalls als beliebige Mischung vorstellen – alles wird zusammengehalten durch Alexious Stimme: groß, dunkel, herb, sinnlich, mit einem ganz leichten, nie aufdringlichen Vibrato – eine Salbeihonigstimme! Gesungen ist alles in Griechisch; dankenswerterweise liegt zu jedem Lied die deutsche Übersetzung vor, so dass man die poetischen Texte genießen kann. Die hat die Künstlerin größtenteils selber verfasst, entweder zu Eigenkompositionen oder als Übersetzung aus dem Original. So bei meinem Lieblingsstück „Heute weine ich, morgen lache ich“ von Gustavo Alfredo Santaolalla, das man in der Originalversion aus dem Film „Die Reise des jungen Che“ kennt. Hier spielt sie besonders schön mit Metaphern aus der griechischen Antike. Die Themen? Vor allem die Liebe, erlebt und erlitten von einer reifen Frau. Melancholisch, aber nie resigniert. Einer weisen Frau: die weiß, dass die Narrheiten des Herzens nie aufhören werden.
CD, 2010, 11 Tracks, Label: Monopol Records
Fee Kuhn14.10.2010