Lucía Martínez & Agustí Fernândez

“Desalambrado“

Was Lucía Martínez mit diesem Album vorlegt, kann man mit Fug und Recht als eigenwillige Musik bezeichnen. Eigenwillig besonders deswegen, weil sie erst einmal gar nichts mit der mitreißenden CD „De viento y de sal“ gemein hat.
Das Album entstand im Februar 2014 in den Infinity Estudios in Madrid und Lucía Martínez zeigt auf dieser CD ihre ganze Improvisationskunst. Diese unbändige Lust am Experimentieren, am Ausloten von hörbaren und gerade noch hörbaren Klängen bildet eine Seite der spanischen Perkussionistin und Ausnahmemusikerin ab – genau wie die elegante, schmeichelnde Jazzmusik mit ihrem Quartett.
Zusammen mit dem Pianisten Agustí Fernândez präsentiert also Martínez auf dieser CD Free Jazz. Kaum hörbare, mit dem Schneebesen gestrichene Klänge mischen sich mit zarten, vereinzelten Klaviertönen. Diese Musik ist spannungsgeladen, wechselt sich manchmal mit abrupten Kaskaden von Tonclustern ab, die von einem überraschend vielfältigen Schlagwerk aufgenommen, beantwortet und weitergeführt werden. Die Musik ist faszinierend, keine Frage. Allerdings fordert der reine Audio-Klang, wie auch beim Free Jazz überhaupt, den Hörer auf Grund des nicht vorhandenen, visuellen Erlebnisses ziemlich heraus. Nebengeräusche jeglicher Art sind für den Hörgenuss hinderlich, aber Hand aufs Herz – wer hat schon die Zeit, sich mit ungeteilter Aufmerksamkeit zwei Stunden lang einer CD zu widmen. Was bleibt also unterm Strich: Eine experimentelle, herausfordernde Musik mit hohem Anspruch für den Hörer. Wer`s mag, wird von dieser CD nicht enttäuscht.

CD, 2015, 8 Tracks, Label: Pasoancho Productions

Sandra Müller-Berg

05.04.2016