Mary Roos

“Denk was du willst“

Ist es nicht schön, dass es im Musikgeschäft doch immer wieder Überraschungen gibt? „Denk was du willst“, das neue Album von Mary Roos ist so eine Überraschung: Roos, 1949 in Bingen als Rosemarie Schwab geboren, ist älteren Semestern als erfolgreiche Schlagersängerin der 1970er- und 80er-Jahre („So leb dein Leben“, „Aufrecht geh´n“) bekannt, junge Leute haben womöglich noch nie etwas von ihr gehört. In den letzten Jahren wurde es stiller um sie, wenn sie auch nie wirklich weg vom Fenster war; z.B. saß sie kürzlich in der Jury für „Unser Lied für Malmö“. Dass es nun eine neue Platte von Mary Roos gibt, die so gar nicht nach Schlager klingt, ist unter anderem dem Hamburger Liedermacher Bernd Begemann zu verdanken, der Roos zu kleinen Clubkonzerten einlud und ihr eine ganz neue Szene schmackhaft machte: sie wollte weg vom Schlager, hin zu anspruchsvollerer, intimerer Musik. „Denk was du willst“ entstand in Zusammenarbeit mit prominenten Leuten wie Jazztrompeter Till Brönner, Producer Roberto di Gioia und dem ubiquitären Texter Frank Ramond (Annett Louisan, Roger Cicero), die ihr charmante Jazz- und Bossa Nova-inspirierte Chansons auf den Leib schrieben. Auch die Coverversionen (Jacques Brels „Ne me quitte pas“ und „O Leaozinho“/Caetano Veloso) sind geschmackssicher ausgewählt und bringen Roos’ tolle Stimme völlig neu zur Geltung. Die interessantesten Texte aber stammen von Ex-Quarks-Musikerin Jovanka von Wilsdorf: witzig und mit einer gehörigen Portion Augenzwinkern kommen „Lass mich dich auch mal vermissen“ oder „Sonntage“ daher – beste Beweise dafür, dass es nur gut sein kann, bewährte (Schlager-)Wege zu verlassen.

CD, 2013, 15 Tracks, Label: Boutique/Universal

Christina Mohr

26.05.2013