Tini Trampler und das dreckige Orchestra

“Delphine“

Tini Trampler’s dreckige Musikgeschichte beginnt mit ihrer dreckigen Combo im Jahr 2002. Zunächst versahen sie bunt gewürfelte Songs mit ihrem dreckigen Groove, daraus entwickelte sich der Wunsch, eigene Stücke umzusetzen. Im Laufe der Zeit wandelte sich die Combo zu einem kleinen Orchester und mit dem Album „Delphine“ ist das bereits nun vierte Album erschienen. Sie spielen Chansons im Stile der Goldenen Zwanziger Jahre, sei es Walzer, Tango oder Bossa, teils mit orientalischen oder mexikanischen Einschlägen gemixt. Tini Trampler ist die Stimme und Textschöpferin der ungewöhnlichen Texte, so in „Delphine“: „Verlasse dich nicht auf ein Wort, verfasse Dich in ein Fort, tanzt einfach los… Tanzt los, tanzt los, Delphine im Land, lasst oh lasst sie nur los.“ Und dies färbt das dreckige Orchester mit lateinamerikanischen Rhythmen stimmig ein. Im Titel „Gedanke Welt“ lässt Stephan Sperlich sein Theremin erklingen. Dieses in den Zwanziger Jahren erfundene Instrument ist das einzige, dass man berührungslos spielt. Einzig die Bewegung beider Hände zwischen zwei Antennen verändert das elektromagnetische Feld und erzeugt dadurch unterschiedliche Tonhöhen und Lautstärken. Daraus entstehen wundersam elektronische Klangsphären. Hinter den weiteren Orchestranten verbergen sich Florian Wagner mit Gitarre und Gesang, Jakob Kovacic an den Drums, Lina Neuner am Kontrabass, Timo Klissenbauer am Akkordeon, Bernhard Rabitsch an der Trompete und David Strobl an der Percussion. Sie alle tragen zum „Herantasten an eine imaginäre Folklore“ bei, so die Selbstbeschreibung für dieses phantastische und erstaunliche Album. Trampler und ihr dreckiges Orchester schaffen es, den Flair der Musik aus den Goldenen Zwanziger Jahren Berlins mit einer wunderbaren Mühelosigkeit in unsere heutige Zeit zu transferieren.

CD, 2016, 14 Tracks, Label: Preiser Records

Anja Klein

16.01.2017