Rachel Sage
“Delancey Street“
In dezentem blau-lila gekleidet, lächelt Rachel Sage brav und etwas schüchtern vom Cover ihres neusten Albums „Delancey St.“ – ganz anders als auf dem Deckel der US-Ausgabe von 2010 und als auf ihrer Website, auf denen sie sich provokativ im knallroten Kleid mit Netzstrümpfen und Killer-Absätzen präsentiert. Da passt das Europa-Cover definitiv besser zum Album, denn eingängig, nett und unauffällig sind auch die 14 Tracks, die die Sängerin auf ihrer neuen Scheibe präsentiert. Würde der Staubsauger die Musik nicht übertönen, wären diese Songs für mich der perfekte Soundtrack zum Saugen. Oder zum Bügeln. Die Sängerin mit der sympathischen Stimmlage bietet Popfolk, leichten Rock und ungekünstelte Balladen. Traurige Texte wie im Eingangslied „Hope’s Outpost“ (You’re leaving me) oder auf dem zweiten Track „There is Passion“ (I don’t know if you still love me / I don’t know if you were ever mine) kommen leichtfüßig daher, begleitet von schönen, einfachen Pop-Melodien, die schnell zu Ohrwürmern werden. Nach einem Durchgang klappt es schon mit dem Mitsingen der Refrains. Hier und da sind auch wohlklingende, leicht angejazzte Saxophon, Wurlitzer oder Cello-Soli in den Arrangements zu hören. Elf Songs sind Originalkompositionen der Singer-Songwriterin. Während ihre Texte im Vergleich zu früheren Alben komplexer geworden sind, ist die Musik eingängiger, und Rachel Sages Stimme samtiger und gleichmäßiger geworden. Auf der Europa-Veröffentlichung gibt es zwei Bonus-Tracks. Sages Coverversion des Musical-Klassikers „Fame“ ist eine wunderschöne Ballade mit Minimalbegleitung von Piano und Geige und für mich das schönste Stück auf dem Album. Und auch ihre Version des Hall & Oates Nr. 1 Hit „Rich Girl“ aus dem Jahr 1977 tönt hier wohl und unaufgeregt.
CD, 2011, 14 Tracks, Label: MPress Records
Tina Adomako15.09.2011